Die Kultur muss glänzen

WO GESPART WIRD (III) Im Kulturbereich wird nicht gespart, es wird umverteilt: Der große Verlierer ist eine Kultur, die sich um Bildung und Nachwuchs kümmert

Am 16. Juni hat der schwarz-grüne Senat den Bezirksämtern Einsparungen auferlegt, die ab dem Haushaltsjahr 2011 zu erfüllen sind.

■ Sechs Prozent des Etats für Bürgerhäuser und Stadtteiltreffs sollen demnach eingespart werden. Zwischenzeitlich drohte den Zentren die Schließung.

■ Darüber hinaus müssen die Bezirksämter jedoch mit weiteren rund 10,3 Millionen Euro zur Haushaltskonsolidierung beitragen. Aus welchen Quellen dieses Geld fließt, ist noch offen.

Sparen stand auf dem Programm. Gegeben wurde im Kulturbereich ein anderes Stück: das der Umverteilung. Rund 6,7 Millionen Euro sind im Etat der Kulturbehörde gestrichen worden. Zurück fließt voraussichtlich mehr. Zugute kommen soll der Kulturbehörde nämlich eine Kulturtaxe, die künftig in der Höhe von fünf Prozent auf Hotelübernachtungen erhoben wird. Zehn Millionen Euro kämen damit in die Kasse, hat sich der schwarz-grüne Senat ausgerechnet, 7,5 Millionen für die Kultur, 2,5 Millionen fürs Stadtmarketing.

Christoph Ahlhaus (CDU) hat also recht, wenn er die Kultur als den Gewinner der Sparklausur bezeichnet. Gemeint sein dürfte damit allerdings nur eine bestimmte Spielart von Kultur: eine, die als Standortfaktor taugt, die sich unmittelbar rechnet. In der Senatsmitteilung ist von „besonders attraktiven Kulturveranstaltungen“ die Rede, denen die Taxe zugute kommen soll: Festivals, Ausstellungen und Theaterproduktionen.

Gestrichen wird dort, wo Kultur nicht gleich Hochglanz meint. Die Schließung des Altonaer Museums soll 3,5 Millionen bringen, mit 1,2 Millionen weniger muss das Schauspielhaus, mit einer Million weniger sollen die Bücherhallen auskommen. Eine halbe Million will der Senat noch zusammenhalten, in dem er die Erhöhung der Zuschüsse für die Privattheater aussetzt, und 400.000 Euro spart die Kulturbehörde in der Verwaltung.

Olaf Zimmermann vom Deutschen Kulturrat nannte die Kürzungen ein „Kultur-Harakiri“ und bemängelte, dass fast ausschließlich Angebote gestrichen würden, die sich auf kulturelle Bildung beziehen. Das Aushängeschild des Altonaer Museums etwa seien Angebote für Kinder und Jugendliche, die Schließung des Hauses sei daher besonders unverständlich.

Laut Klaus Gier, dem Pressesprecher des Museums ist sie aber auch unergiebig. Die erhofften 3,5 Millionen nennt er „Nebelkerzen“, ziehe man die Personalkosten und die Kosten für die Unterbringung der Sammlung ab, bleibe allenfalls ein Bruchteil davon: Mit 300.000 Euro jährlich rechnet das Altonaer Museum selbst, die sich durch die Schließung sparen ließen.

Laut Senat soll die Kulturtaxe „besonders attraktiven Kulturveranstaltungen“ zugute kommen

Auch beim Schauspielhaus träfe die Umverteilung die kulturelle Bildungsarbeit. Mit den 1,2 Millionen wird dem Haus die Hälfte seines künstlerischen Etats gekürzt. Will es nicht sein Ensemble halbieren, bleibt nur, die kleineren Spielstätten dicht zu machen. Einer Sprecherin zufolge müsste damit das Junge Schauspielhaus den Betrieb einstellen, ein Projekt, das auf viel gelobte Weise Kindern und Schülern das Theater nahe gebracht hat. MAXIMILIAN PROBST