Die Linke.SDS

Der Studierendenverband kämpft für eine demokratische Universität und ist auch allgemeinpolitisch aktiv

Am 5. Mai 2007, dem 189. Geburtstag von Karl Marx, gründet sich Die Linke.SDS. Ein symbolisches Geburtstagsgeschenk für den Urvater der Kapitalismuskritik. „Der Einfluss von linken Ideen an deutschen Hochschulen ist in den letzten beiden Jahrzehnten stark zurückgegangen“, sagt Oskar Stolz, Bundesvorstand des SDS und weiter „Wir wollen dem entgegenwirken.“

Der SDS, die Kurzform für Sozialistisch-Demokratischer Studierendenverband, hat bundesweit inzwischen 250 Mitglieder und ist an über 50 Hochschulen vertreten. Wie viele Studenten den Verband wirklich aktiv unterstützen, kann Almut Woller, die Bundesgeschäftsführerin des SDS, nur schätzen. Sie geht von über 1.000 Aktiven in ganz Deutschland aus.

Überhaupt wurde die Mitgliedschaft erst nachträglich auf dem ersten Bundeskongress eingeführt. Auch deswegen gibt es keinen einheitlichen Prototyp für eine SDS-Ortsgruppe, das Erscheinungsbild ist ambivalent. Einige Gruppen funktionieren ohne Mitglieder, sind aber dennoch sehr aktiv. In anderen Städten sitzen formale SDS-Mitglieder mit im Asta und gestalten so die Politik der Hochschule mit.

Der Verband lebt von seinen Ortsgruppen, hier wird meist wöchentlich gemeinsam diskutiert, Aktionen werden organisiert.

Im Fokus standen 2010 die Theorien Rosa Luxemburgs, die in Gruppen bundesweit erarbeitet und die dann auch auf der Herbstakademie des Verbands in Fulda am vergangenen Wochenende gemeinsam analysiert wurden. Unter dem Slogan „Don’t mourn. Organize!“ traf man sich, um über die Perspektiven sozialistischer Politik und das Parteiprogramm der Linken zu diskutieren. Auch für eher gesellige Programmpunkte ließen die Organisatoren Platz, „Freizeit“ und „Party“ standen ebenfalls auf dem Plan.

Niemand ist ewig Student, auch wenn manche es gern wären. Eine hohe Mitgliederfluktuation sei ein generelles Problem studentischer Organisationen, so auch für den SDS. „Durch die kurzen Bachelor- und Masterstudiengänge wird dies noch verstärkt“, erklärt Woller. Und weil der SDS nicht nur studentisches Strohfeuer sein, sondern Menschen dauerhaft politisieren möchte, arbeitet man eng mit der Partei Die Linke zusammen und bekennt sich zu deren Grundsätzen. Eine Parteikarriere kann deshalb nach erfolgreicher Zeit beim SDS nicht ausgeschlossen werden. Trotzdem sieht man sich nicht als Kaderschmiede, sondern „als Teil einer gesamtgesellschaftlichen linken Bewegung“, meint Almut Woller und weist auf den Protest des SDS gegen den Naziaufmarsch in Dresden im Februar hin. Auch auf der Anti-AKW-Demonstration am 18. September in Berlin wehten Fahnen des SDS.

Die Hochschulpolitik wird deshalb nicht vernachlässigt. Dort engagieren sich SDSler für selbstbestimmte Bildung und gegen die Verschulung der Uni. Studenten sollen wieder mehr Fächer eigenständig auswählen dürfen, Bachelor- und Masterplätze soll es für alle geben.

Eine unpolitische neue Generation sehen Woller und Stolz nicht, im Gegenteil. Die Schülerproteste hätten gezeigt, dass sich auch viele Jüngere für bessere Bildung engagieren und keineswegs desinteressiert sind. Auch das Ende der Studentenproteste sehen die beiden nicht als Schwäche der Bewegung. „Wer drei Semester lang streikt, muss einfach irgendwann weiterstudieren.“

Interessierte Studenten können das nächste Ortsgruppentreffen besuchen. In Berlin treffen sich die Gruppen der HU und FU während des Semesters wöchentlich. Wenn es im eigenen Ort noch keine SDS-Gruppe gibt, kann diese eigenständig gegründet werden.

Der Bundesvorstand und die Geschäftsführung des Vereins unterstützen dabei gern. Karl Marx hätte sich über dieses Geburtstagsgeschenk sicher gefreut. JONATHAN KLEINPASS

■ Die Linke.SDS im Netz:

Bundesverband: www.linke-sds.org FU Berlin: www.sds-fu.deHU Berlin: www.hu-berlin.linke-sds.org