Echte Burschen, falsche Frauen

FINGIERTE FOTOS

Vermutlich ging es um das Werben neuer Mitglieder, als die „Hamburger Burschenschaft Germania“ Partyfotos auf ihre Internetseite stellte: Seht her, so geht es zu bei uns.

Blöd, dass die Bilder auf der Webseite mit den Blondinen gar nicht von einer Germanen-Party stammten, wie die Hamburger Morgenpost herausfand: Die Frauen waren auf ganz anderen Feiern fotografiert worden, ohne kaiserliche Reichskriegsflagge im Hintergrund. Ein Originalfoto trägt die Marke eines Schweizer Partyportals, ein anderes ließ sich in einem brasilianischen Archiv ausfindig machen.

Die „Germania“ ist nicht für wilde Partys bekannt – und wenn, dann nicht für jeden: Sie hat mit Ariernachweisen für Neumitglieder und Debatten um die „Glorifizierung von Deserteuren“ auf sich aufmerksam gemacht. In Sachen Partyfotos hat die Burschenschaft inzwischen reagiert, auf ihrer Webseite findet sich eine Stellungnahme: Schon die Bildunterschrift – „Emanzipationsbeauftragte bei der Kontrolle unseres Hauses“ – weise doch auf ein satirisch gemeintes Foto hin, und die berichterstattenden Medien hätten sich da in etwas verrannt.

Von der Seite genommen wurden die Bilder nicht, die Burschen haben sogar noch welche hinzugefügt, vielleicht um die Sache mit dem Gar-nicht-so-Gemeint zu unterstreichen. Wohlgemerkt: Die Blondinen vor der Reichskriegsflagge finden sich noch immer im Bereich „Bilder“, noch immer ohne jeden Kommentar oder eine Kennzeichnung als Satire.  FCK