Zwei Stunden in zwei Wochen

BÜCHER Eine Diskussion und eine Ausstellung beleuchten die lange Geschichte der Uni-Bibliothek

■ ist Direktorin der Staats- und Universitätsbibliothek

taz: Gibt es etwas Norddeutsches in der Bibliotheksgeschichte, Frau Müller?

Maria Elisabeth Müller: Es gibt Parallelen, die sich auf die norddeutschen Hansestädte beziehen, etwa wenn man die Gründungsgeschichte in Bremen mit der in Hamburg und Lübeck vergleicht. So waren in allen drei Städten die Bibliotheksgründungen an den Gelehrtenschulen angesiedelt.

Wer in Bremen durfte diese 1660 gegründete „Bibliotheca Bremensis“ benutzen?

Die akademischen Gelehrten, Professoren und Studenten, die am „Gymnasium Illustre“ im Katharinenkloster lehrten und lernten. Ein besonderes Nutzungsrecht wurde den Ratsangehörigen eingeräumt. Die Bibliotheca Bremensis war aber nicht öffentlich zugänglich. Aus der ersten Bibliotheksordnung wissen wir, dass sie nur für zwei Stunden alle 14 Tage geöffnet war.

Was konnte man damals in Bremen studieren?

Man konnte sich in vier Fakultären einschreiben: Theologie, Medizin, Jurisprudenz sowie Philologie/Philosophie. Die Ausbildung war allgemein anerkannt, aber stark calvinistisch geprägt.

Heute eröffnet auch die Ausstellung „Bibliotheca Bremensis: Akademische Bibliothek und Raritätenkabinett“. Was ist zu sehen?

Wir lassen ein Stück dieser nachreformatorischen akademischen Zeit wieder aufleben, zeigen, was im 17. Jahrhundert Gegenstand der Lehre war oder wie sich das studentische Leben organisierte. Wir zeigen die Wechselwirkung zwischen der Bibliothek und ihren damaligen Nutzern in Bremen und dem, was sich daraus bis ins 19. Jahrhundert entwickelt hat. INT.: JAN ZIER

18 Uhr, Haus der Wissenschaft. Die Ausstellung läuft bis 10. Dezember in der Staats- und Unibibliothek