Gegen Krieg und die Monarchie

NACHRUF Tony Benn war eine wichtige Ikone der britischen Linken

DUBLIN taz | Eine britische Zeitschrift bezeichnete ihn einmal als „Big Benn“, und das war er auch: Tony Benn war jahrzehntelang der wohl bedeutendste Politiker der Linken in Großbritannien. Am Freitagmorgen ist er im Alter von 88 Jahren nach langer Krankheit gestorben.

Benn wurde am 3. April 1925 in eine Familie von Politikern hineingeboren. Er studierte und wurde gegen Ende des Zweiten Weltkriegs zur Royal Air Force eingezogen. Nach dem Krieg arbeitete er beim BBC-Radio.

1950 wurde er als Abgeordneter für Bristol ins Unterhaus gewählt. Zehn Jahre später verlor er den Sitz – weil sein Vater gestorben war und Tony Benn dessen Adelstitel und Sitz im Oberhaus erbte, was eine Mitgliedschaft im Unterhaus ausschloss. Erst 1963 durfte er den Adelstitel ablegen und wurde erneut ins Unterhaus gewählt.

Ende der 1970er entwickelte sich Benn immer weiter nach links und scheiterte nur knapp bei der Wahl zum Vizeparteichef. Benn kämpfte gegen den britischen EU-Beitritt, setzte sich für die Bergarbeiter ein und gegen die Monarchie. Nach Neil Kinnocks Wahl zum Parteichef rückte Labour nach rechts. Benn verlor an Einfluss.

Bei den Parlamentswahlen 2001 trat er nicht mehr an. Er sagte, er verlasse das Parlament, um sich verstärkt der Politik zu widmen. Im selben Jahr wurde er Präsident der Koalition „Stop the War“. Im Februar 2003 reiste er nach Bagdad und traf sich mit Saddam Hussein. Kurz darauf war Benn Hauptredner bei der Antikriegsdemonstration in London, an der rund eine Million Menschen teilnahmen.

2012 erlitt Benn einen Schlaganfall, von dem er sich nicht mehr erholte. RALF SOTSCHECK

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