Wilfried Seidel, neuer Präsident der Bundeswehr Uni
: Der nicht so Akkurate

■ Miles-Davis-Fan und neuer Präsident der nach Helmut Schmidt benannten Bundeswehr-Universität. Foto: HSU

Wilfried Seidel trägt keine Uniform, sondern Anzug und Krawatte. Der Mathematik-Professor und ab dem 1. Oktober neue Präsident der Helmut-Schmidt-Universität der Bundeswehr (HSU) war nie Berufssoldat. Ordnung und Disziplin scheinen ihm fern – zumindest am Arbeitsplatz: Unaufgeräumt und unzumutbar sei sein Büro, sagt der 60-Jährige auf dem Weg in die Bibliothek.

An den Tischen lernen uniformierte Jungoffiziere – die „Frischlinge“, wie Seidel sie nennt. Nach 15-monatiger Ausbildung inklusive Drill werden die angehenden Streitkräfte den milden Universitätsstrukturen überlassen. „Drei Wochen“, sagt Seidel, dann trügen auch die „Frischlinge“ wieder zivil, wie sonst alle hier.

Seidel hat in München Mathematik und Philosophie studiert. Danach zog es den Bayern nach Hamburg – der Musik wegen. Die alternative Jazz-Szene war seine Welt. Privat tanzte er damals in der Fabrik in Hamburg-Altona. Beruflich versuchte Seidel seinen Studenten dröge Statistik schmackhaft zu machen. 20 Jahre lang lehrte er „Mathematische Methoden der Wirtschaftswissenschaften“. Als Präsident warten nun neue Herausforderungen auf ihn. Dennoch wird ihm die Forschung fehlen. „Das ist bedauerlich“, sagt Seidel.

Für die Bundeswehr bedauerlich mögen die Sparpläne sein, die das Verteidigungsministerium angekündigt hat. Im Juni kursierten Gerüchte, die HSU könnte geschlossen werden. Wird der neue Präsident vielleicht auch der letzte sein? „Ich würde dieses Amt nicht annehmen, wenn ich nicht wüsste, dass ich hier etwas aufbauen kann“, sagt Seidel. Seit zwei Jahren schon wolle er Präsident werden. Sein Ziel sei es, die Uni attraktiver zu machen und die Studenten zu diplomatischen Streitkräften auszubilden. Sein wichtigstens Anliegen sei der Ausbau des Forschungsbereich.

Angst vor der neuen Verantwortung hat Seidel nicht. Auch nicht vor der zunehmenden Zahl von Gästen, die er als Präsident in seinem Büro bald empfangen muss: „Es macht doch einen intellektuellen Eindruck, wenn da nicht alles akkurat steht.“ Schließlich repräsentiere er ja kein Ministerium. HEN