herr tietz mach einen weiten einwurf
: Gottgedopt auf Bayerntour

Joseph Ratzinger hat es allen Skeptikern gezeigt. Er ist auch im hohen Alter noch topfit. Waren da etwa transzendentale Aufputschmittel im Spiel?

Dabei hatte der Papst zuletzt mehrfach erklärt, dass er sich seines biblischen Alters wegen schonen müsse und für kräftezehrende Kreuzzüge im Moment nur begrenzt zur Verfügung stände. Italienische Medien spekulierten deshalb schon über ernste gesundheitliche Probleme des bald 80-jährigen Joseph Ratzinger. Und dann das: Während der heute beendeten Bayernrundfahrt zeigte sich der greise Teamchef des Vatikans von seiner allerfittesten Seite. Sein Tourarzt, ein von den deutschen Maltesern gestellter Dr. Burkhard Pfaff, sprach angesichts der schweren Etappen, die Ratzinger ohne jede erkennbare Anstrengung absolvierte, „von einem kleinen medizinischen Wunder“. Wahrscheinlich seien seine „jahrzehntelange geistige Arbeit und der geistliche Dienst“ verantwortlich für die erstaunliche körperliche Verfassung seines Schützlings, vermutete der Malteserdoktor.

Ich vermute da mal lieber gar nichts. Und solange in den päpstlichen Quartieren zu München oder Regensburg keine verdächtigen Hinterlassenschaften in Form von angebrochenen Pillendosen, schamhaarverklebten Hodenpflastern oder gebrauchten Blutbeuteln gefunden werden, gibt es auch überhaupt keinen Grund, Joseph Ratzingers überraschende Leistungsexplosion mit Praktiken in Verbindung zu bringen, die, wenn es denn endlich mal auf den Weg gebracht würde, mit dem deutschen Antidopinggesetz kollidieren könnten. Auch die durchaus nahe liegende Unterstellung, Ratzinger sei möglicherweise marien- oder gar gottgedopt, entbehrt jeder Grundlage.

Zumal der Einnahme Gottes wie auch der Zufuhr anderer geistlicher Darreichungen bislang nichts Illegales anhaftet. Und selbst wenn. Wie wollte man jemandem den Gebrauch solcher rein transzendentalen Aufputschmittel nachweisen? Mit den herkömmlichen Methoden – etwa eines Urintests – ist das jedenfalls nicht möglich. Dazu müssten sich Spurenelemente Gottes im menschlichen Urin auffinden lassen. Was im Fall eines Papstes schon deshalb nicht geht, weil es einfach keine irdische Instanz gibt, die ihn zur überprüfungsgeeigneten Abgabe seines Mittelstrahls zwingen könnte. Davon abgesehen lagert sich Gott, wenn überhaupt, nur in der Seele eines Menschen ab. Und von der wissen wir bekanntlich nicht, wo sie sich befindet. Schon gar nicht bei diesem Papst.

Erfreuen wir uns also vorbehaltlos an der ausgezeichneten Fitness Beneditos, wie ihn seine Fans liebevoll nennen. Punktgenau zur Bayerntour war er sie imstande zu bringen. In der Tat ist es bemerkenswert, wie geschmeidig „der vatikanische Grüßaugust“, als den ihn seine Gegner gerne schmähen, die ihm abverlangten Prüfungen bewältigte. Die ständige Rumkurverei im Papamobil. Die unablässig erhobene Wink- und Segenshand. Das permanente Händefalten nicht zu vergessen. Dazu diese zahllosen Bäder in der Menge, bei denen Ratzinger auch noch in einem fort kiloschwere Kinder zugereicht wurden, die er dann hochstemmen musste.

Der Mann ist eben mit allen Weihwassern gewaschen, wird jetzt manch Skeptiker abwinken und damit schon wieder etwas andeuten wollen in Richtung „verbotene Substanzen“. Nein, die Dopingliste gibt es nicht, auf der geweihtes Wasser als unzulässiges Präparat geführt wird. Genauso wenig übrigens wie geweihter Rauch. Auch aus dem übermäßigen Verzehr von Esspapier kann einem Papst nicht der Strick eines begründeten Dopingverdachts gedreht werden, selbst wenn sich dieses nach einem speziellen katholischen Verfahren in ein Fleischgericht namens Leib Christi verwandelt. Dem allenfalls nachgesagt werden kann, dass sein Verfallsdatum seit gut 2.000 Jahren überschritten ist, nicht aber eine verbotene Wirkung.

Bis zum eindeutigen Beweis des Gegenteils sollte also niemand die päpstliche Fitness mit seinen schmutzigen Zweifeln beflecken. Es ist ausschließlich von lauteren Exerzitien auszugehen, die dem vordem so klapprig erscheinenden Ratzinger zu seiner gebenedeiten Konstitution verhalfen. Kurzum: Der katholische Mannschaftskapitän zeigt sich im laufenden Wettstreit der Weltreligionen bestens aufgestellt.