Johannes Arlt, Fotograf
: Der Autodidakt

hat in Kiel Psychotherapie studiert. Seit 2006 arbeitet er als freischaffender Fotograf.  Foto: Julia Grohmann

Früher hielt Johannes Arlt Fotografie für etwas Vergängliches. „Ein sehr pubertärer Gedanke“, wie der 29 Jahre alte Hamburger heute sagt. Seit 2006 verdient er sein Geld als freischaffender Fotograf und weiß um die Wirkung guter Bilder. Durch Kriegsfotos schaffe er zum Beispiel Beweise und zwinge Menschen zur Stellungnahme. Gute Fotos brächten außerdem zum Nachdenken und blieben dem Betrachter in Erinnerung, sagt er, in dessen Bildern immer der Mensch im Mittelpunkt steht.

Die Fotografie hat Arlt jedoch erst im Jahr 2003 für sich entdeckt. Nach dem Zivildienst machte er zunächst eine Ausbildung zum Physiotherapeuten. „Das war damals mein großer Traum“, sagt er. Er habe sich für den menschlichen Körper interessiert, und als er dann nach einem Autounfall selbst in Behandlung war, merkte der Hamburger schnell, dass er sein Interesse mit einer helfenden Tätigkeit für den Menschen verbinden wollte. Die praktische Arbeit als Therapeut habe ihn dann aber abgeschreckt. „Der Beruf ist großartig“, sagt Arlt, aber die Arbeitsbedingungen und das ganze Gesundheitssystem seien für ihn inakzeptabel.

Kurz vor seinem Staatsexamen entdeckte Arlt dann seine Leidenschaft für die Arbeit mit der Kamera. Er plante eine Reise nach Marokko und wollte dort aber keine „einfachen Urlaubsfotos“ machen. Also machte er einen Volkshochschulkurs und war sofort „Feuer und Flamme“ für die Fotografie.

Ein Jahr hat er dann doch noch als Physiotherapeut gearbeitet, bevor er sich ganz dem Fotografieren widmete. Verlorene Zeit ist das Jahr als Therapeut für ihn aber nicht, denn Physiotherapie und Fotografie hätten vieles gemeinsam, sagt Arlt. Vor allem habe er als Therapeut Sehen gelernt und ein Gespür für Körperhaltungen entwickelt. Das helfe ihm gute Fotos zu machen.

Der Autodidakt hat bereits Fotoreportagen über den Krieg in Afghanistan, das Leben im Amazonas-Gebiet und das deutsche „Wurstfest“ in dem texanischen New Braunfels gemacht hat. Ab heute zeigt das Deutsche Auswandererhaus in Bremerhaven mehr als 30 seiner Bilder von dem Volksfest, das dieses Jahr zum 50. Mal gefeiert wird. EPI