LESERINNENBRIEFE
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Wenn zwei das Gleiche tun …

■ betr.: „Klassenkampf auf der Krim“, taz vom 9. 3. 14

Die Einheit eines Landes ist kein Dogma. Vielfach wurden die Grenzen in Europa in den letzten Jahren neu gezogen: Die Tschechoslowakei teilte sich aufgrund eines demokratisch legitimierten Prozesses, Jugoslawien hat sich mit ausdrücklicher Beihilfe des Westens auf großenteils blutige Weise zerlegt, das Kosovo wurde durch einen Krieg der Nato von Serbien abgespalten, wobei die Proteste Russlands die Nato in ihrer Selbstherrlichkeit nicht sonderlich gekümmert haben. Die Regierungen der USA und der EU messen mit zweierlei Maß und leider folgen ihnen nahezu alle westlichen Massenmedien darin: Die durch einen Putsch an die Macht Gekommenen in Kiew werden als rechtmäßige Regierung hofiert, während der Beschluss des Regionalparlaments der Krim auf Anschluss der Region an Russland als illegitim gilt. Wenn das Volk der Ukraine mit der Amtsführung seines – immerhin vor drei Jahren mit Mehrheit gewählten – Präsidenten Janukowitsch unzufrieden war, so hätte es ihn schlicht abwählen können, vorgezogene Neuwahlen und eine weitgehende Entmachtung des Präsidenten waren in der Übereinkunft mit den drei EU-Außenministern vom 21. Februar vereinbart, die auch die Zustimmung des russischen Präsidenten Putin gefunden hatte. Doch gewalttätige Gruppen sahen offenbar bei einer demokratischen Wahl ihre Felle davonschwimmen und wählten den Aufruhr.

Vor dem Hintergrund des von den USA wegen angeblicher Massenvernichtungswaffen vom Zaun gebrochenen Irakkrieges mutet die Kritik von US-Außenminister John Kerry seltsam an: „Im 21. Jahrhundert benimmt man sich nicht einfach wie im 19. Jahrhundert und marschiert unter einem erfundenen Vorwand in ein anderes Land ein.“ Just das war unter Präsident Bush geschehen, mit damaliger Zustimmung von Kerry! Für diese Doppelmoral hatten die alten Römer einen guten Spruch: „Quod licet jovi, non licet bovi“, was sinngemäß bedeutet: „Wenn zwei das Gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe.“ WALTER RUFFLER, Bremen

Geostrategische Machtinteressen

■ betr.: „Die Gespenster der Geschichte“, taz vom 15. 3. 14

Ich bin inzwischen sehr vorsichtig damit geworden, von außen zu beurteilen, was die Mehrheit eines anderen Volkes tatsächlich will. Das gilt auch für die Ukraine und speziell für die Krim.

Russland hat zwar nicht bereitwillig, aber trotzdem überwiegend friedlich, einen beträchtlichen Teil seiner bisherigen Machthemisphäre abgegeben, währenddessen die USA schon allein die Tatsache als existentielle Bedrohung ansah, dass ein Land in seiner unmittelbaren geografischen Nähe, wie Kuba, ein anderes politisches System hatte und dies zu einer der gefährlichsten militärischen Krisen der Nachkriegszeit führte. Von den weltweit großen Mächten hat vielleicht sogar die Supermacht USA nach dem Zweiten Weltkrieg die meisten Kriege geführt. Das ist das eine. Das andere ist, dass diese Kriege selten den vorgegebenen uneigennützigen Zwecken dienten.

Länder wie die Ukraine oder Georgien gehörten nicht nur zum ehemaligen militärischen und politischen Block, in dem Russland die Führerschaft hatte, die beiden Länder gehörten zur Sowjetunion selbst, also zum Kernland. Insofern sind beide Fälle noch differenzierter zu beurteilen als die Abspaltung von Ländern wie Polen oder der CSSR. Die Separationsentwicklungen und -bewegungen im ehemaligen Ostblock sind mittel- und unmittelbar auch vom Westen gesteuert und eventuell teilweise sogar initiiert worden. Ich würde das auch im aktuellen Fall der Ukraine vermuten. Es geht dem Westen auch hier nicht um Menschenrechte, sondern um geostrategische Machtinteressen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass sich Russland nicht immer sehr charmant verhalten hat. Man muss Putin nicht gleich als lupenreinen Demokraten beschönigen, um die Interessen Russlands grundsätzlich zu respektieren.

EWALD BECK, Bad Homburg

Ich bin empört

■ betr.: „Liebeserklärung: Windows XP“, taz vom 15. 3. 14

Mein Gerät lässt sich – wie sicherlich viele andere – nicht auf Windows 8 umstellen, also: neues kaufen. Dazu werde ich gezwungen! Bislang weiß niemand eine andere Lösung. Dieses Diktat, ein funktionierendes Produkt wegzuschmeißen, kostbare Ressourcen zu vernichten, dürfte ein bislang einmaliger Vorgang in der Industriegeschichte sein. Ich bin empört! Mein Laptop ist acht Jahre alt und ich – und Tausende andere – werden gezwungen, ihn wegzuschmeißen! Wir müssen das Geld für einen neuen haben! Wie lange wird dann die Firma Microsoft so gnädig sein, das Betriebssystem zu versorgen? Diese Saftfirma hat uns in der Hand und presst uns aus wie Zitronen. Und Sie veröffentlichen allen Ernstes eine nostalgische Liebeserklärung. BARBARA HARTZ-BENTRUP, Bremen

Nun lachen alle Saarländer

■ betr.: „Energiewende ist, wenn die Sonne im Wind weht“,taz vom 15. 3. 14

Da ist Ihnen ein schwerer Fehler unterlaufen, sehr schwer für mich als Exil-Pfälzer. Im Artikel haben sie unter dem Bild geschrieben: „Zweibrücken im Saarland“. Nun lachen alle Saarländer, denn Zweibrücken mit dem Pfälzischen Oberlandesgericht ist definitiv nicht Saarland. Wenn möglich, korrigieren Sie dies, sonst bin ich als (Ex-) Zweibrücker schwer angeschlagen und kann nicht mehr aufrecht ins Saarland reisen. MATHIAS EMRICH, Lörrach

Der Leser hat recht. Die „Aus der taz“-Redaktion bedauert den Fehler sehr.