Mindestens acht Tote bei Unabhängigkeitsfeier

NIGERIA Rebellen aus dem ölreichen Nigerdelta bekennen sich zu Anschlägen im Zentrum Abujas

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US NAIROBI MARC ENGELHARDT

Es sollte die größte Feier in Nigerias Geschichte sein. Mit riesigem Feuerwerk, rekordverdächtiger Geburtstagstorte und mehr als 50 Staatsgästen feiert die Nation ihren 50. Geburtstag. Doch als Präsident Goodluck Jonathan gerade eine Militärparade abnahm, übertönte der Knall einer Detonation die Marschmusik. Mindestens eine weitere Explosion folgte kurz darauf. Krankenwagen verteilten Dutzende Verletzte auf Hospitäler in der Hauptstadt. Die Polizei sprach von mindestens acht Toten.

Offenbar hatten Rebellen aus dem ölreichen Nigerdelta ihre Drohung wahr gemacht und erfolgreich mehrere Sprengsätze im streng gesicherten Veranstaltungsbereich versteckt. Die erste Detonation ereignete sich kurz nach Ablauf eines Ultimatums vor dem obersten Gerichtshof, wenige hundert Meter von der Haupttribüne entfernt. „Wir geben der Polizei eine halbe Stunde Zeit, den Platz zu räumen“, hatte die militante „Bewegung für die Emanzipation des Nigerdeltas“ (Mend) in einer E-Mail gewarnt. Besonders bedenklich für die Regierung dürfte sein, dass die Rebellen behaupten, die Bomben mit Unterstützung von Sicherheitsbeamten gelegt zu haben.

Mend führt seit Jahren Entführungen und Anschläge im ölreichen Nigerdelta durch. Die Gruppe fordert die Bevölkerung stärker an den Öleinnahmen zu beteiligen. Nach ergebnislosen Gesprächen mit Nigerias Regierung kündigte Mend im Januar den Waffenstillstand auf und drohte mit landesweiten Anschlägen.

Obwohl Nigeria Afrikas größter Ölexporteur ist, lebt die Bevölkerungsmehrheit in Armut. Besonders schlimm sind die Lebensbedingungen im Nigerdelta, wo das Öl weite Gebiete verseucht hat. Beobachter hatten auf Präsident Jonathan gehofft, der aus dem Delta stammt, den Konflikt beizulegen. Doch Kritiker werfen ihm vor, Gespräche nicht ernsthaft zu betreiben. Versprochene Übergangsgelder für Exrebellen wurden nie gezahlt.