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Unheroisch trotz 3,30 Meter Höhe

DENKMAL Nach 14 Monaten Streit steht die Heinrich-Heine-Statue nun an ihrem Platz in den Wallanlagen

„Wir haben es besser gemacht als die Düsseldorfer“: Mit diesen Worten würdigte Bürgermeister Jens Böhrnsen (SPD) die neue Heinrich-Heine-Statue in den Wallanlagen zwischen Kunsthalle und Altmannshöhe. Während die Düsseldorfer fast 20 Jahre stritten, ob ihre Universität nach dem jüdischen Dichter und Journalisten benannt werden solle, brauchten die Bremer nur 14 Monate, um über den angemessenen Standort zu diskutieren. Jetzt sitzt die samt Sockel 3,30 hohe Dichterstatue auf einem bronzenen Hocker mit Blick auf die Stadtbibliothek – und strahlt reichlich Ruhe aus, im fein geformeten Gesicht liegt eine heiter-spöttische Melancholie.

Bürgerschaftspräsident Christian Weber (SPD), recht krawallig aufgelegt, kam dennoch auf die Standortfrage zurück: „Was soll jemand sagen, der verloren hat?“ Er hatte den Heine vor dem Parlament haben wollen. „Dann hat uns ein Kreis angefeindet, von dem wir vorher gar nicht wussten, dass er etwas zu sagen hat“ – diese Kritik Webers bezieht sich auf den „Landesbeirat für Kunst im öffentlichen Raum“, der sich für die Aufstellung in den Wallanlagen stark gemacht hatte. Der Beirat ist eine in den 70ern per Gesetz eingesetzte Institution – Weber müsste sie allein schon deswegen kennen, weil er bereits so manches Denkmal im Umkreis der Bürgerschaft aufstellen ließ.

Heine ist Härteres gewöhnt. Praktisch um jedes seiner Denkmäler gab es Auseinandersetzungen, das Gipsmodell von Waldemar Grzimek, dessen Abguss jetzt in den Wallanlagen steht, war schon bei seiner Entstehung umstritten: Grzimek entwarf es in den 50ern im Auftrag des „Kulturfonds Groß-Berlin“, doch den DDR-Oberen war es „zu unheroisch“. An den Reliefplatten, die jetzt in alle vier Seiten des Sockels eingelassen sind, hätten sie allerdings ihre Freude gehabt: In realhistoristischer Manier zeigen sie Szenen der deutschen Geschichte, wobei natürlich ein Besuch Heines bei Friedrich Engels nicht fehlen darf.

Heine lasse sich weder einseitig von links noch von rechts vereinnahmen, betonte Klaus Hübotter, der die rund 90.000 Euro für die Statue mit der Karin und Uwe Hollweg-Stiftung maßgeblich finanziert hat. Als Beleg rechter „Anerkennung“ zitiert er Metternich: „Vorzüglich, vorzüglich – sofort verbieten!“, hatte der erzreaktionäre Politiker gerufen, nachdem ihm Heine-Gedichte vorgelesen worden waren.

Das in Sichtweite der Statue gelegene Marcks-Haus besitzt den Nachlass des Bildhauers Grzimek und organisierte den Guss der Statue in Worpswede. Direktor Arie Hartog sieht die nicht-heroische figürliche Tradition, die Gerhard Marcks und Waldemar Grzimek als in Ost und West arbeitende Künstler gleichermaßen verkörpern, als „gesamtdeutsches Erbe“. Insofern passe die Einweihung gut zu den Einheitsfeierlichkeiten. HB

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