DER RECHTE RANDWOFÜR EIN GERICHT EINEN INTERNETSEITEN-BETREIBER VERURTEILTE
: Gehetzt wie im „Stürmer“

Auf dem rechten Szeneportal „Mupinfo“ werden sie ständig angefeindet: Sie seien die „linken Koryphäen der amerikanisierten Gesellschaft“, heißt es da, und dass sie die „funktionierende Dorfgemeinschaft“ der „volkstreuen Nachbarn“ belasten. In der kleinen westmecklenburg-vorpommerischen Ansiedlung Jamel stört das Künstlerehepaar Birgit und Horst Lohmeyer offensichtlich nachhaltig. Die Lohmeyers leben nicht nur unter Rechtsextremen, sie engagieren sie sich auch dagegen: mit Kunst und Musik.

Am Rande des Dorfes leben die Lohmeyers im Jameler Forsthaus. Fast alle anderen Gebäude sollen Sven Krüger gehören, „Hammerskin“, ehemaliger NPD-Kreisabgeordneter – und verurteilt wegen Körperverletzung, illegalen Waffenbesitzes und gewerbsmäßiger Hehlerei. Eine auf „Mupinfo“ beworbene Soli-CD für Krüger trug den Titel: „Jamel scheißt auf den Förster“. Eine Anspielung auf das Festival „Jamel rockt den Förster“, das die Lohmeyers auf ihrem Grundstück veranstalten. Für ihr zivilgesellschaftliches Engagement erhielten sie diverse Preise.

Für den Betreiber der Internetseite, den NPD-Landtagsabgeordneten David Petereit, hat die virtuelle Hetze gegen das Ehepaar nun rechtliche Folgen: Am Montag verurteilte das Amtsgericht Grevesmühlen ihn zu einer Geldstrafe von 6.000 Euro. Auf einem von ihm verantworteten Internetportal, so der Richter, sei im Mai 2012 ein Artikel veröffentlich worden, der das Ehepaar in Wort und Bild beleidigt habe. Eines der Bilder erinnere ihn an Abbildungen aus dem Stürmer, von 1923 bis 1938 eine auflagenstarke NS-Schrift.

Nach dem Urteil zeigte sich das Ehepaar erfreut: „Wir begrüßen vor allem die deutlichen Worte des Gerichtes.“ Sie fühlten sich bestätigt, dass „es richtig und wichtig ist, sich juristisch gegen persönliche Beleidigungen auf rechten Internetseiten zur Wehr zu setzen“. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

Hinweis: ANDREAS SPEIT arbeitet als freier Journalist und Autor über die rechte Szene nicht nur in Norddeutschland