Gut Gummi geben

Die „Ethletic Sneakers“ sind die ersten Sportschuhe, die – bis hin zur Kautschukgewinnung – sozial und ökologisch korrekt produziert werden

VON MARKUS WILD

Er sieht schlicht und schnörkellos aus, das Schuhoberteil ist aus robustem Carvas-Stoff, die Lowprofile-Sohle aus Gummi; es gibt den Turnschuh in einer flachen und in einer knöchelhohen Version, entweder ganz in Schwarz oder mit weißer Sohlenumrandung. Fast hat man das Gefühl, die legendären Sneakers eines bekannten amerikanischen Sportartikelhersteller-Multis vor sich zu haben.

Doch es gibt einen kleinen, feinen Unterschied: Während für die meisten Markenhersteller soziale und ökologische Belange bei der Herstellung weiterhin zweitrangig sind, stehen sie bei den „Ethletic Sneakers“ im Mittelpunkt. Der Naturkautschuk für die Sohlen stammt von einer nachhaltig und verantwortungsvoll bewirtschafteten Plantage in Sri Lanka. „Meines Wissens sind wir damit das weltweit erste Unternehmen, das Gummi nach Fair-Trade-Kriterien produziert“, sagt Martin Kunz von FairDeal Trading Partnership. Auch Kunz selbst, der in Deutschland zu den Pionieren des fairen Handels gehört, wundert es, dass noch keiner vor ihm auf die Idee gekommen ist. Für die Zukunft kann sich Kunz auch den Einsatz von Gummi zur Herstellung von Luftballons, Fahrradreifen oder Matratzen nach Fair-Trade-Richtlinien vorstellen.

Schon beim Ethletic Sneaker konnte sich der umtriebige Deutsche dabei auf seine jahrelangen Erfahrungen verlassen, denn bereits 1997 hatte er die ersten Kriterien für fair gehandelte Bälle entwickelt und auch eine entsprechende Lieferkette aufgebaut. Im Falle der Sportschuhe wird jetzt Naturkautschuk aus Plantagen in Sri Lanka, die das FSC-Ökoprüfsiegel (Forest Stewardship Council) tragen, zu Fair-Trade-Kriterien eingekauft, während die Produktion bei einem Hersteller in Pakistan unter Einhaltung international anerkannter Sozialstandards und zu Bedingungen des fairen Handels erfolgt.

Kunz kennt die Produktionsbedingungen vor Ort und betont den umfassenden Ansatz des Projekts: „Das FSC-Siegel garantiert zudem auch die Einhaltung gewisser sozialer Mindeststandards“, sagt Kunz, „und das entspricht unser Firmenphilosophie: Wir wollen nicht nur umweltbewusst herstellen, sondern eben auch den Grundsätzen des fairen Handels nachkommen.“

Wie das konkret aussieht, kann man in der Frocester-Plantage in Sri Lanka beobachten: Hier bezahlt FairDeal Trading einen Fair-Trade-Aufschlag von 0,50 Euro je Kilogramm Gummi. Die Belegschaft und das Plantagenmanagement haben außerdem ein gemeinsames Gremium, den Fair Trade Sozialverein, gegründet und beraten, wofür das Geld eingesetzt werden soll. Ein Vorhaben ist die Installation einer Wasserpumpe und das Verlegen von Leitungen, damit 20 Haushalte rund um den Brunnen je einen Hahn mit fließend Wasser bekommen. Weitere Projekte sind in Planung.

Kunz räumt ein, dass man argumentieren könne, solche Einrichtungen müssten von den Besitzern der Plantage bereitgestellt werden – zumal dank der starken globalen Nachfrage Gummi derzeit einen guten Preis erzielt. Doch immerhin konnte FairDeal Trading eine Vereinbarung treffen, nach der sich das Management verpflichtet hat, Eigenmittel beizusteuern, um sicherzustellen, dass die genannten Vorhaben in vollem Umfang realisiert werden, obwohl die erste Fair-Trade-Prämie die Kosten längst nicht abdeckt.

www.fairdealtrading.de