Blutiger Streit

Die Rechtmäßigkeit einer gentechnischen Analyse zur Überführung von Jan Ullrich ist umstritten

BERLIN dpa/taz ■ In Spanien ist am Sonntag die letzte der drei großen Landesrundfahrten zu Ende gegangen, die Vuelta a España. Gewonnen hat sie der Kasache Alexander Winokurow vom Team Astana. Das ist das Nachfolgeteam des Rennstalls, dessen ehemaliger sportlicher Leiter Manolo Saiz viele seiner angestellten Profis vom Blutdopingspezialisten Eufemiano Fuentes hat betreuen lassen. Der hatte seine Kunden in der gesamten Radsportwelt. Einer davon ist mit großer Wahrscheinlichkeit Jan Ullrich gewesen. Beweisen hat man das bislang noch nicht können. Ein DNS-Test könnte da weiterhelfen. Es könnte geklärt werden, ob das Genmaterial der bei Fuentes sichergestellten Blutkonserven mit dem der Proben übereinstimmt, die die Bonner Staatsanwaltschaft bei der Razzia in Ullrichs Haus am Mittwoch sichergestellt hat.

Doch ob es zu einem DNS-Vergleich kommen wird, ist alles andere als gewiss. Juristen streiten sich darüber, ob ein entsprechender Test ohne Zustimmung von Jan Ullrich vorgenommen werden darf. Sportrechts-Experte Michael Lehner, der einst auch Olympiasieger Dieter Baumann vertrat, bejaht dies. Andere Rechtsauffassungen sprechen dagegen. Laut Lehner kann Ullrich einen Abgleich von DNS-Material nicht verhindern. „Als Beschuldigtem in einem Ermittlungsverfahren stehen ihm solche Rechtsmittel nicht zu. Er hat aber die Möglichkeit, später aus von ihm gesehenen Rechtsgründen ein Beweisverwertungsverbot geltend zu machen“, erklärte Lehner. Nach Auskunft von Fred Apostel, dem Sprecher der Bonner Staatsanwaltschaft, könnte Ullrich bereits die Auslieferung von Belastungsmaterial durch die Schweizer Behörden an die deutschen Ermittler durch Widerspruch bis zu zwei Jahre hinauszögern.

Von alledem scheinbar unberührt ließ sich Alexander Winokurow in Madrid feiern. Dabei hatte er während der Vuelta nicht nur für positive Schlagzeilen gesorgt. Als Kontrolleure des Radsportweltverbandes ihm am ersten Ruhetag der Rundfahrt Blut abnehmen wollten, um den Hämatokritwert feststellen zu können, war er nicht auffindbar. Auch über den bei der Spanienrundfahrt zweitplatzierten Alejandro Valverde gibt es neue Erkenntnisse. Der Spanier soll nach Erkenntnissen der spanischen Ermittlungsbehörden ebenfalls Kunde von Fuentes’ Blutdopinglabor gewesen sein.