Zappenduster in der Heide

ABZUG DER BRITEN

Zwischen Hamburg und Hannover passiert nicht viel, es gibt eine Skihalle in Bispingen, eine Autobahn namens A7 und viele Bemühungen, die Lüneburger Heide und ihre Radwege als Urlaubsziel zu verkaufen. Was es auch noch gibt, das sind die britischen Soldaten, die seit Ende des Zweiten Weltkriegs in den Städten Bergen und Bad Fallingbostel stationiert sind. Bis Ende 2015 wollen die britischen Streitkräfte die Lüneburger Heide verlassen und für Bergen und Bad Fallingbostel bedeutet das zunächst viel Leerstand: Wohnungen, Kasernen und Übungsplätze werden geräumt und harren einer weiteren Verwendung.

Wie die aussehen könnte, soll eine Studie erhellen, die am kommenden Dienstag in Bergen vorgestellt wird. Die Studie wurde als Gemeinschaftsprojekt der betroffenen Kommunen initiiert und durch Fachgutachten zweier Planungsbüros unterfüttert: Koris aus Hannover ist spezialisiert auf kommunikative Stadt- und Regionalentwicklung und Firu ist spezialisiert auf die Konversion von Militärflächen.

Zu klären ist erst mal, welche Flächen der Bund für sich beansprucht und welche den Kommunen zur Verfügung stehen sollen. Ferner werden bereits bis Herbst dieses Jahres rund 2.000 Wohnungen frei in einem Landstrich, dessen Bevölkerung schrumpft, sprich: nichts damit anfangen kann.

Laut Stephan Becker, dem Projektmanager der Stadt Bergen, müsse bei etlichen der Mehrfamilienhäuser aus den Siebzigerjahren über einen Abriss nachgedacht werden. Obwohl sich der Abzug bereits abzeichnete, hatten die Briten zwischen 2007 und 2011 noch neue Wohnungen bauen lassen. Nun müssen sie versuchen, aus den zum Teil noch acht bis zehn Jahre laufenden Mietverträgen herauszukommen.

Die Stadt Bergen fürchtet mit dem Abzug den Verlust von einem Drittel ihrer Einwohner und hofft, dass nicht alle Briten die Lüneburger Heide verlassen. Unter dem Titel „Considering Bergen“ gibt es monatliche Infoveranstaltungen. Becker schätzt, dass vor allem mit Deutschen verheiratete Briten daran interessiert sind.

Der Bevölkerungsschwund führt nicht nur zu Leerstand, auch der Einzelhandel sieht wegen der schwindenden Kaufkraft düsteren Zeiten entgegen. Zu erwarten steht nicht nur, dass es weniger Kundschaft in der Gegend geben wird, sondern auch, dass die Kaufkraft der zurückbleibenden Bevölkerung abnimmt: Mit dem Militär gehen der Region Arbeitsplätze verloren. Die Kommunen rechnen daher mit einem deutlichen Anstieg der Zahl der Langzeitarbeitslosen.

Womit die Kommunen auch rechnen, ist eine schlagartige Überalterung der Bevölkerung. Bislang sorgten die jungen britischen Familien dafür, dass der demografische Wandel in der Heide glimpflich verlief.  KLI