So lachten die Vorfahren

TV Politsatire war mal lustiger. Oder? Vier Erinnerungen

VON JULIA ROTHENBURG

Die Show: Scheibenwischer

Da lief es: 1980 bis 2003 auf Sender Freies Berlin, danach bis 2009 abwechselnd beim rbb und dem Bayrischen Rundfunk. Den Vorgänger „Notizen aus der Provinz“ stoppte das ZDF.

Stars: Dieter Hildebrandt, später Bruno Jonas, noch später Georg Schramm und Mathias Richling. Als Richling Comedians einlud, entzog Gründer Hildebrandt ihm den Titel „Scheibenwischer“. Comedy, das habe man früher Klamauk genannt, sagte er mal.

So lief es: Die Sendung wurde immer live gesendet und bestand aus einem Kabarettbühnenprogramm mit Gästen.

So kam es an: In der Hochphase lag die Einschaltquote bei 16 Prozent, das waren 5,17 Millionen Zuschauerinnen. Obwohl der Sendeplatz mehrmals wechselte.

Für: alle, denen geholfen werden musste. Und: die Sozialdemokratie und die SPD, aber nicht für Helmut Schmidt.

Gegen: Strauß, Kohl, Konsorten

Hihi-Faktor: 0

Die Show: extra3

Da läuft es: Seit 1976 im NDR. Ähnliches auf den Dritten: „Der Gesellschaftsabend“ im Saarländischen Rundfunk und die „Mitternachtsspitzen“ des WDR.

Stars: Moderatorinnen von Wolf von Lojewski über Jörg Thadeusz bis zuletzt Christian Ehring.

So läuft es: Zunächst Politmagazin mit satirischen Elementen, dann schnell Satiresendung. 1997 aus Kostengründen mit „Panorama“-Redaktion des NDR zusammengelegt. Politischer Wochenrückblick. Stand-up-Moderationen plus Einspieler.

So kommt es an: Hatte 1996 mit 5,6 Prozent nicht die beste Einschaltquote. Den ARD-Sendeplatz bekam erst mal das Politmagazin „ZAK“. Jetzt wieder Wechsel ins Erste in Aussicht.

Für: Vorführen, wer es verdient.

Gegen: komischen Pseudopolitjournalismus und bescheuerte Ideen, die trotz ihrer Beklopptheit knallhart durchgezogen werden (analog: „heute-show“).

Hihi-Faktor: mal ha, mal harrr

Die Show: Hallervordens Spott-Light

Da lief es: 1994 bis 2003 auf ARD als Fortsetzung der „Spottschau“, die 1992 bei Sat.1 anlief, aber ein Jahr später trotz hoher Einschaltquoten wieder abgesetzt wurde.

Stars: Dieter „Didi“ Hallervorden und Ensemble.

So lief es: Sketche, die auf der Bühne vorgespielt wurden. Eingeleitet meist mit einer thematischen Einführung Hallervordens. Gezeigt wurden aber auch Spots und Ausschnitte realer Geschehnisse, um sich anschließend darüber lustig zu machen.

So kam es an: Mit mehr als 5 Millionen Zuschauerinnen übertraf die Sendung bisweilen sogar die „Tagesthemen“ in der Einschaltquote.

Für: Palim-Palim. Und: „Ein Stück Apfeltorte, aber ohne Gräten!“ Also: „Spottschau“-Humor frei nach Karl Auer.

Gegen: Hallervordens Image als Blödel-Dödel. Klappte allerdings nur so mittel.

Hihi-Faktor: ho-ho-hoch

Die Show: Rudis Tagesshow

Da lief es: 1981 bis 1987 in der ARD.

Stars: Rudi Carrell, auch Diether Krebs gehörte zum Ensemble.

So lief es: Die Sendung war vor allem eine Persiflage der „Tagesschau“. Es wurden auch Werbespots karikiert oder Sketche als Bühnenshow aufgezeichnet.

Für: Witzigkeit und Quatschkäse. „Ich hab oft eine Wut auf die Medien, weil sie den Leuten ständig nur Angst machen. Ich will, dass die Menschen auch lachen, dafür ist die ‚Tagesshow‘ da“, sagte Carrell dem Spiegel.

Gegen: niemanden so richtig. Aus Versehen aber mal gegen den iranische Revolutionsführer Ajatollah Chomeini. In einem Clip wurde der mit Damenunterwäsche gezeigt – ein aus einer US-Show kopierter Gag. Der Iran wollte daraufhin das Goethe-Institut in Teheran dichtmachen. Dichtgemacht wurde dann die „Tagesshow“. Von der ARD.

Hihi-Faktor: Schadenfreude, Carrells schönste Freude