Teurer Schwedenhappen für MAN

Die Münchener Maschinenbauer bieten knapp zehn Milliarden Euro für den Lkw-Hersteller Scania. Doch den Großaktionären VW und Wallenberg ist das zu wenig. MAN wird nachlegen müssen. Dabei werden die Aussichten der Branche immer schlechter

VON STEPHAN KOSCH

Aktien im Wert von knapp zehn Milliarden Euro will der Münchener Konzern MAN in die Hand nehmen und dafür den schwedischen Lkw-Hersteller Scania übernehmen. Doch das dürfte nicht reichen. Volkswagen, mit 18,7 Prozent des Kapitals größter Anteilseigner, lehnte das Angebot ab. Ein Verkauf entspräche nicht dem „Interesse des Konzerns“, so der deutsche Autobauer. Das Scania-Management und die schwedische Wallenberg-Familie, die über die Firma Investor fast 10,8 Prozent des Scania-Kapitals hält, haben das Angebot aus Bayern gestern auch erst einmal zurückgewiesen. Die Offerte spiegele den fairen Wert und das Potenzial des Unternehmens nicht wider, teilte Investor gestern mit. Die Familie will also mehr Geld für ihre Aktien.

MAN würde durch die Übernahme zum größten Lkw- und Busshersteller in Europa werden und 30 Prozent Marktanteil abdecken. Die bisherigen Branchenführer Volvo und DaimlerChrysler liegen bei 25 bzw. 20 Prozent. Sie alle haben das gleiche Problem: Sie haben ihre Marktanteile in der vergangenen Jahren nicht ausgebaut. Und das, obwohl die Branche boomt. Darauf wies gestern die Unternehmensberatung Mercer Management hin. Nicht nur die Nachfrage in Schwellenländern wie Indien und China treibt den Markt. Seit 2003 ist der Absatz von Lkws über 7,5 Tonnen auch in Deutschland jährlich um 11 Prozent gestiegen. Gründe sind neben der Konjunkturerholung auch der seit Mai in der EU erforderliche digitale Tacho und strengere Abgaswerte, die in diesem Herbst eingeführt werden.

Doch „die fetten Jahre sind bald vorbei“, warnt Mercer Management. Das Lkw-Geschäft unterliege starken Zyklen, ab 2007 müsse wieder mit einer abflauenden Konjunktur gerechnet werden.

So will auch MAN-Chef Hakan Samuelson, ein früherer Scania-Mann, durch die Übernahme vor allem die Kosten senken: Rund 500 Millionen Euro pro Jahr seien durch gemeinsame Plattformen und Händlernetze einzusparen, meint Samuelson. Die bestehenden Werke und beide Marken sollen erhalten bleiben. Samuelson geht weiterhin davon aus, dass MAN „am Ende die notwendige Unterstützung“ haben werde. Beim Renault-Konzern hat sich MAN schon mal fünf Prozent der Stimmrechte bei Scania gesichert.

Ein Erfolg ist allerdings auch notwendig, denn Samuelson hat MAN durch den Verkauf von gewichtigen Unternehmensteilen wie der Druckmaschinensparte MAN Roland ganz auf den Nutzfahrzeugmarkt und anliegende Bereiche getrimmt. Bis zum Jahr 2010 will MAN mindestens 100.000 Lastwagen pro Jahr verkaufen – das wären rund 30.000 mehr als im vergangenen Jahr.