Abschiedsschmerz wegen Albigs Spitzenkandidatur

NEUWAHL Kritik an Albig: Der Bürgermeister wolle Kiel in großen Problemen verlassen, so der Personalrat

Ungewöhnlich öffentlicher Kritik sieht sich Kiels Oberbürgermeister Torsten Albig (SPD) ausgesetzt. Der Vorsitzende des Gesamtpersonalrats der Stadt, Volker Rudnik, rügte in einem Interview mit den Kieler Nachrichten Albigs Bewerbung um die Spitzenkandidatur der SPD für die Neuwahl des Landtages. Er sei persönlich enttäuscht, weil Albig versprochen habe, seine – bis 2015 reichende – sechsjährige Amtszeit zu Ende zu bringen, sagte Rudnik. Er warf Albig vor, dieser habe sich in Zeiten großer Probleme für die Stadt „einsam“ entschieden, die SPD-Spitzenkandidatur anzustreben.Er glaube auch, dass Sach- und Fachfragen durch Albigs Einbindung in den Wahlkampf leiden würden. Dem widersprach der Oberbürgermeister: Er werde bis zum letzten Tag im Amt mit voller Kraft seine Arbeit machen, sagte Albig. „Es gibt keinen Oberbürgermeister, der mit halbem Dampf fährt, sondern eher mit noch ein bisschen mehr Dampf.“

Er werde alles so organisieren, dass die Projekte der Stadt so fortgeführt werden, wie es sich gehöre, sagte Albig. „Dafür bin ich gewählt und dafür stehe ich.“

Die Enttäuschung über seine Entscheidung könne er nachvollziehen, sagte Albig. In ihr sehe er auch ein Zeichen der Wertschätzung für seine Arbeit. Er habe aber vor der Frage gestanden, ob er helfen könne, im Land eine bessere Regierung möglich zu machen, erläuterte Albig. „Diese Entscheidung habe ich getroffen – wissend, dass es Menschen wie Volker Rudnik gibt, die darüber enttäuscht sind. Dieses Dilemma kann nicht aufgelöst werden.“ (dpa)