The show must go on

Nach dem Brand kämpft der Bochumer Intendant Elmar Goerden mit einer leeren Bühne. Samstag ist Premiere

Auch eine Woche nach dem Brand riecht es an der Bochumer Sinterstraße immer noch stark nach verbranntem Holz und Kunststoff. Hier fackelte das gesamte Außenlager des Bochumer Schauspielhauses ab. Doch das „Herz der Stadt Bochum“ soll weiterschlagen, sagt Oberbürgermeisterin Ottilie Scholz bei der Eröffnung einer 750 Quadratmetern große Ersatzhalle für Material, Möbel und Werkzeuge. Die Bochum-Gelsenkirchener Verkehrsbetriebe Bogestra haben sie kurzfristig zur Verfügung gestellt. „Wir spielen für unser Publikum – und sei es in abgebrannten Bühnenbildern!“ sagt Elmar Goerden, der Intendant.

Am Samstag hat Hendrik Ibsens „Rosmersholm“ im großen Haus definitiv Premiere. Da geht es um die Frage, ob es möglich ist, sich in der Mitte des Lebens neu zu entwerfen. Neu entwerfen muss sich Goerden für seine Inszenierung auch. Zumindest hat er nicht mehr die Bühnen-Bauten zur Verfügung, die geplant waren. Die Brandursache am Tatort ist noch nicht geklärt, die Außenlagerhalle in Bochum-Weitmar von Einsturz gefährdet und daher noch immer nicht begehbar. Und manchmal weht der Wind eine besonders stark geräucherte Brise ehemaliger Requisiten durch den Bochumer Stadtteil.

Andere Abteilungen haben Glück gehabt, sagt die Kostümdirektorin des Schauspielhauses, Britta Brodda. Der aktuelle Fundus sei nicht betroffen. Außerdem seien 850 Paar Schuhe gerettet worden, weil diese beim Aufräumen der Außenhalle vor den Ferien ins Haus gebracht wurden. „Die Flammen haben ein aufgeräumtes Lager vorgefunden“, sagt sie lächelnd. Dies ist Guido Hußmann zu verdanken. „Über den Verlust des historischen Fundus, über aufwändig gestaltete Tierkostüme oder alte Uniformen sind das Haus und alle Theaterfreunde in der Stadt jedoch sehr betrübt“, sagt der Fundusverwalter.

Auch für die Malerwerkstatt soll die neue Übergangshalle zur Verfügung stehen. Das ist eine gebeutelte Abteilung des Schauspielhauses. Für sie ist das bereits der zweite Brand. Vor fünf Jahren brannte ein anderer ausgelagerter Malersaal auch schon ab. Bei der Spendenhotline der renommierten NRW-Bühne haben sich am Wochenende bereits zahlreiche BürgerInnen gemeldet, die ihr Theater unterstützen möchten. Die Offerten reichen von historischen Möbeln über Kleiderspenden bis hin zum Angebot, die eigene Arbeitskraft zum Wiederaufbau zur Verfügung zu stellen.

Das trifft sich gut. Für das diesjährige Familienstück „Das Gespenst von Canterville“ von Georg Rauch nach der gleichnamigen Novelle von Oscar Wilde sucht das Schauspielhaus noch Statisten, die Spaß an Bewegung und Tanz haben. Und vielleicht kann fürs Bühnenbild auch eine Nebelmaschine ausreichen.

NINA SELZER