… DER BRANDENBURGISCHE LANDTAG
: Beim Landeswappen rotsehen

Wer das Brandenburger Landeswappen – den berühmten roten Adler – als „Blutfleck“ bezeichnet, muss sich nicht wundern, wenn es eng wird. Eine derartige Aussage, die Peter Kulka, der Architekt des Potsdamer Schlossneubaus, gemacht haben soll, grenzt an Hochverrat bei den Märkern. Das lässt man Kulka nicht durchgehen, und auch aus diesem Grund wird in dieser Woche im Brandenburger Landtag über das edle Wappentier debattiert werden.

Der Adler über der Präsidiumsbank, den der Architekt in schlichtem Weiß und ästhetisch sehr abstrakt für den hellen lichten Plenarsaal im Schlossneubau gestaltet hatte, will die Mehrzahl der Parlamentarier am liebsten abschrauben und gemäß dem Refrain „Steige hoch, du roter Adler“ den alten roten Vogel auf weißem Schild wieder annageln.

Der Kulka-Adler muss bis zur Sommerpause weg, fordern die einen, der Weißadler bleibt, sagen andere – aber immer weniger. Seit der Eröffnung des Landtagsschlosses im Januar 2014 tobt dieser Streit um das Zeichen. Jetzt soll die Sache mit dem „Blutfleck“ endgültig geklärt werden.

Die Anti-Kulka-Fraktion ist gerüstet. Ein Debakel wie 1999 mit der neuen „Fetten Henne“ im Bundestag soll es nicht geben. Um den Farbwechsel zu unterstützen, betonte Gunter Fritsch, der Landtagspräsident, gleich mehrmals, wie gern er wieder unter dem roten Wappentier sitzen würde. Auch die SPD-Fraktion fühlt sich mit dem altehrwürdigen Symbol offenbar wohler. Denn mit Manfred Stolpe, dem ersten Ministerpräsidenten des Landes, hat man sich gewichtige Hilfe geholt.

Der rote Adler, erinnert Stolpe, steige immerhin seit 1157 über dem märkischen Sand in Brandenburg auf. Und in den 1980er Jahren, so der Exministerpräsident, sei er mit einem roten Adler-Aufkleber am Auto durch die Gegend gefahren – was damals noch als DDR-Staatszersetzung galt. Tja dann, ist man geneigt zu sagen, her mit dem roten Adler, die Menschen sollen auch ein bisschen stolz sein auf ihre Geschichte. ROLA

Foto: Ralf Hirschberger/dpa