DIE WERBEPAUSE
: Moralisches Storytelling

Warum muss sich eine amerikanische Modekette, die in Los Angeles produziert, in die Debatten um Billiglöhne und abgebrannte Fabriken in Bangladesch einmischen? Um zu sagen, wir machen es besser, weil wir unsere Ware in Amerika produzieren lassen?

Ein neues Plakat von American Apparel zeigt eine junge Frau, die aus Bangladesch stammt – nur mit einer Jeans bekleidet. Über ihren Brüsten steht: „Made in Bangladesh“. Die Frau hat einen Namen – Denn Maks –, sie ist Mitarbeiterin des Unternehmens und muslimisch aufgewachsen, wie in der Geschichte Maks’ und ihrer Familie unter dem Plakat zu lesen ist. Dort heißt es, dass sie in Amerika beschlossen habe, den muslimischen Glauben, den ihre Eltern praktizierten, abzulegen. Diesen Beschluss muss sie dem Plakatbetrachter nicht nur mitteilen. Die Werbung darf als wissentliche Provokation an die muslimische Welt verstanden werden.

Es ist eine Werbung mit Dresche. American Apparel haut auf die Moralvorstellungen von Muslimen ein, auf die westliche Kapitalismus- und Konsumgesellschaft, die für Billiglöhne in Bangladesch produzieren – und präsentiert sich selbst dabei als Erlöser der Modeindustrie. SMY