Kein Auf und Ab

Auf die deutsche Nationalmannschaft ist Verlass. Schwankungen gehören ja eigentlich zum Sport. Doch das Team von Joachim Löw zeigt seit Monaten gleichbleibend gute Leistungen. Es ist nicht das übliche Auf und Ab, das auch die Politiker von ihren Beliebtheitswerten kennen. Nicht umsonst drängelten sich direkt nach dem Abpfiff Angela Merkel und Christian Wulff in die Mannschaftskabine von Deutschlands anerkanntesten Lieblingen.

Es ist in der Tat verblüffend. Nach der WM in Südafrika war das gewiss nicht zu erwarten. Zumal fast alle WM-Fahrer im Alltagsgeschäft, der Bundesliga, offensichtlich an den Nachwehen des Turniers leiden. Müde und kraftlos wirkten sie zuletzt. Wenn sie auffielen, dann, wie die zahlreichen Vertreter von Bayern München, allenfalls negativ. Nichtsdestotrotz konnte Joachim Löw am Wochenende wieder von seinen Spielern schwärmen, von „unglaublichem Willen und viel Lauffreude“, von ihrer Fähigkeit, auf den Punkt eine Topleistung zu zeigen.

All dies stärkt den gerade im Aufbau befindlichen Mythos, dass das deutsche Nationalteam durch nichts aus der Ruhe zu bringen ist. Zumal einmal mehr einer der vermeintlich Unersetzlichen, Bastian Schweinsteiger, problemlos von Toni Kroos ersetzt wurde. Zum Ritual gehört es, dass Löw schon mal vorsorglich um Verständnis bat, dass man solche Leistungen nicht jedes Wochenende von seinen Schützlingen erwarten dürfe.

Genau darauf aber ist Bayern-Trainer Louis van Gaal angewiesen. Wobei der Holländer nicht zu Unrecht der Ansicht ist, dass um die Leistung der Deutschen gegen die Türkei zu viel Bohei gemacht wird. Bei den Bayern beherrscht Klose das Zusammenspiel mit der Latte und dem Pfosten eben nicht so perfekt. Und man darf auch nicht vergessen, dass die wahrscheinlich stärksten Konkurrenten um den Gruppensieg, Belgien und die Türkei, sich derzeit beide in einem Neuaufbau befinden. Das hat die türkische Abwehr am Freitag deutlich demonstriert.

Auch dank der gegnerischen Schwächen ist das deutsche Selbstbewusstsein so außerordentlich. Am Dienstag in Kasachstan dürfte dieses Vertrauen in die eigene Stärke weiter ausgebaut werden. JOHANNES KOPP