Entsetzen nach dem Transrapid-Unglück

Sicherheitsbedenken haben beim Scheitern des Transrapids in Nordrhein-Westfalen keine Rolle gespielt. Doch während sich SPD und FDP weiter zu der Magnetschwebetechnik bekennen, gehen die Christdemokraten auf Distanz

DÜSSELDORF taz ■ Nordrhein-Westfalens Landesregierung geht nach dem schweren Transrapid-Unglück im Emsland weiter auf Distanz zur Magnetschwebebahntechnik. „Das ist nicht unser Projekt“, so eine Sprecherin von Verkehrsminister Oliver Wittke (CDU). Das von der Christdemokratin Christa Thoben geführte Wirtschaftsministerium wollte keine Stellungnahme abgeben: Der Unfall habe sich in Niedersachsen ereignet. Auch seien keine nordrhein-westfälischen Arbeitsplätze betroffen – die mögliche Produktionsstätte des Transrapids befindet sich im hessischen Kassel.

„Schockiert und entsetzt“ zeigten sich die Grünen im Düsseldorfer Landtag. „Wir haben die Magnetschwebetechnik immer für absolut sicher gehalten“, sagt deren Verkehrsexperte Oliver Keymis. „Offensichtlich liegt menschliches Versagen vor“, so Keymis in einer ersten Reaktion. „Man hat das Fahrzeug fahren lassen, obwohl auf der Strecke gearbeitet wurde.“ Bei der Ablehnung der Magnetschwebetechnik durch die nordrhein-westfälischen Grünen hätten Sicherheitsbedenken aber keinerlei Rolle gespielt – die geplante Magnetbahn „Metrorapid“, für die eine neue Strecke von Dortmund nach Köln quer durch das Ruhrgebiet geschlagen werden sollte, hatte zu Koalitionskrisen der ehemaligen Landesregierung aus SPD und Grünen geführt. „Wir haben den Metrorapid abgelehnt, weil er nicht in unser ausgebautes Schienensystem gepasst hätte und schlicht zu teuer war“, betont Keymis.

SPD und FDP stehen dagegen prinzipiell weiter zu der Magnetschwebetechnik. „Einhundertprozentige Sicherheit kann niemand garantieren“, so der verkehrspolitische Sprecher der FDP-Landtagsfraktion, Christoph Rasche. Zunächst müsse die Ursache des „wirklich schlimmen Unfalls“ geklärt werden. Ähnlich argumentieren auch die Sozialdemokraten: „Es handelt sich um ein schreckliches Unglück“, so Thomas Breustedt, Sprecher der SPD-Landtagsfraktion. „Dennoch gibt es keinen Grund, die Technik sofort generell in Frage zu stellen.“

Derzeit steht der Bau einer milliardenschweren Magnetschwebebahn in NRW nicht auf der politischen Agenda – als Ersatz für den Metrorapid ist eine Referenzstrecke in München im Gespräch. Dabei hatten sich in der Vergangenheit neben den Sozialdemokraten auch CDU und FDP immer wieder für den Transrapid stark gemacht: Wohl um den ehemaligen SPD-Ministerpräsidenten Wolfgang Clement noch zu übertrumpfen, hatten die Christdemokraten den Bau einer Transrapid-Strecke vom Rhein nach Amsterdam ins Gespräch gebracht. Die Liberalen fabulierten gar von NRW als Zentrum eines „europäischen Drehkreuzes“ der Magnetschwebebahntechnik, das von Paris bis Warschau und von Hamburg bis nach Italien reichen sollte.

ANDREAS WYPUTTA

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