Spezialisten untersuchen die verunglückte Ostseefähre

SCHIFFFAHRT Bergung der havarierten „Lisco Gloria“ wird vorbereitet. Die Gefahr, dass Öl austritt, sinkt

STOCKHOLM taz | Erstmals nach dem verheerenden Schiffsbrand in der Nacht zum Samstag konnten am Montagvormittag Brandexperten an Bord der litauischen Ostseefähre „Lisco Gloria“ abgesetzt werden. Ihr Auftrag sei, nach möglichen Glutnestern zu suchen, erklärte Kenneth Nielsen, Pressesprecher der dänischen Seesicherheitsbehörde SOK. Anschließend sollten Bergungsspezialisten an Bord gehen, um das Löschwasser abzupumpen, damit das Schiff stabilisiert und später in einen Hafen geschleppt werden könnte.

Die Gefahr eines Ölaustritts hat sich nach Auskunft der dänischen Behörden derweil vermindert. Zwar seien die Aufbauten des Schiffs zum großen Teil ausgebrannt, aber der Schiffsrumpf selbst scheine keinen größeren Schaden genommen zu haben. Ebenso seien die Treibstofftanks der Fähre offenbar unbeschädigt. Auch die Schlagseite des Schiffes ging zurück, die darauf zurückzuführen ist, dass sich das Löschwasser in den unteren Decks gesammelt hat. Das Risiko, dass das Schiff kentert, hat sich damit verringert, zumal auch die Wettervorhersage für das Seengebiet vor der dänischen Insel Langeland günstig war.

Die dänische Reederei DFDS gab bisher keine Auskunft darüber, welche Ladung der LKW transportierte, der als Erster auf der Fähre in Brand geraten war. So spekulierten am Montag die Experten noch immer über die Brand- und Explosionsursache. Derweil konnten alle Passagiere bis auf einen aus dem Krankenhaus entlassen werden.

Die Zahl der geretteten Passagiere und Besatzungsmitglieder wurde von 249 auf 236 korrigiert, was auch den Angaben auf der offiziellen Passagierliste entsprechen würde. Viele Gerettete lobten gegenüber Journalisten den Einsatz der litauischen Besatzung bei der Evakuierung des Schiffes. „Das ‚Lisco Gloria‘-Unglück scheint die Geschichte einer Kette glücklicher Umstände zu sein“, sagte SOK-Sprecher Nielsen zur taz. RWO