TAZ-SERIE (TEIL 3): WIE HALTEN SIE ES MIT DEM FLIEGEN?
: „Fliegen ist ein Stück Freiheit“

LUFTVERKEHR 2012 wird der Großflughafen BBI eröffnet. Die Frage, wo die Flugzeuge lärmen werden, erhitzt die Gemüter. Aber es gibt nicht nur Betroffene – die meisten sitzen auch selbst mal im Flugzeug. Oder? Die taz hört sich in den Herbstferien um. Heute: Bei einer Demo in Lichtenrade gegen die geplanten Flugrouten

Jan-Marco Luczak, 35, aus Lichtenrade:

„Ich fliege zwei-, dreimal im Jahr, meistens beruflich. Ich bin CDU-Bundestagsabgeordneter für Tempelhof-Schöneberg und Mitglied im Rechtsausschuss der Bundesregierung. Als Politiker ist man viel unterwegs: Manchmal muss ich deshalb für Sitzungen nach Brüssel. Das geht mit dem Flugzeug einfach schneller.

Mein letzter Urlaub war im Sommer, da habe ich mir einen Mittelstreckenflug in die Türkei gegönnt. Das kommt aber höchstens einmal im Jahr vor. Ich achte schon auf meine ökologische Bilanz. Natürlich ist der Flughafenausbau wichtig für Berlin. Denn Fliegen, das bedeutet ein Stück Freiheit. Fremde Länder bereisen zu können ist etwas Wunderbares. Das darf man den Menschen nicht per se nehmen. Trotzdem kann ich die Wut der Demonstranten verstehen. Ich bin selbst in Lichtenrade aufgewachsen. Die Bewohner haben sich auf die alten Flugrouten verlassen, sie haben hier Häuser gebaut, Familie gegründet. Ihr Vertrauen darf nicht enttäuscht werden.“

Monika Schumacher, 59, aus Lichtenrade:

„Fliegen, das ist nichts für mich. Und der Umwelt tut es auch nicht gut. Deshalb versuche ich Flugreisen zu meiden. Zum Beispiel im Urlaub: Da kommt für mich nur Deutschland infrage. Seit 33 Jahren fahre ich im Sommer nach Sylt. Da komme ich problemlos auch mit dem Auto hin. Besonders umweltfreundlich sind diese langen Fahrten natürlich auch nicht. Aber Fliegen wäre ja noch schlimmer! Ein einziges Mal habe ich mich in den letzten zehn Jahren ins Flugzeug gesetzt, da musste ich dringend nach München. Ich wäre lieber mit dem Zug gefahren, aber das hätte einfach zu lange gedauert.

Das gilt aber nur für mich: Ich kann durchaus verstehen, dass manche Menschen auf das Flugzeug angewiesen sind. Aber Lichtenrade sollte davon nicht betroffen sein, das hat man uns versprochen. Stattdessen rauscht der gesamte Berliner Flugverkehr bald über unsere Köpfe hinweg. Das finde ich unerhört.“

PROTOKOLLE: A. ROJKOV