Staatsanwalt: kein Hinweis auf Defekt

Vermutlich war menschliches Versagen die Ursache für das Transrapid-Unglück vom Freitag

Alles deutet darauf hin, dass die Mitarbeiter der Leitstelle dem Transrapid freie Fahrt gaben

LATHEN dpa ■ Menschliches Versagen in der Leitstelle hat wahrscheinlich den schweren Transrapid-Unfall in Lathen (Emsland) mit 23 Toten ausgelöst. Es gebe keine Hinweise auf einen technischen Defekt, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Osnabrück, Alexander Retemeyer, gestern. Alles deute darauf hin, dass die Mitarbeiter der Leitstelle dem Transrapid am Freitagmorgen freie Fahrt gaben, obwohl noch ein Werkstattwagen auf der Strecke stand. Die Staatsanwaltschaft ermittelt inzwischen gegen Unbekannt wegen fahrlässiger Tötung in 23 Fällen. Zehn Menschen hatten das Unglück verletzt überlebt.

Nach den bisherigen Erkenntnissen der Staatsanwaltschaft bekam der Werkstattwagen nicht wie üblich den Auftrag, in die Parkbucht zurückzukehren. „Der Wagen wurde laut Leitstandbuch bei Stütze 120 abgestellt. Eine weitere Eintragung findet sich nicht“, sagte Retemeyer. Danach stehe im Protokollbuch nur noch der Fahrauftrag für den Transrapid. Die Fahrdienstleiter konnte die Staatsanwaltschaft noch nicht befragen, weil sie psychisch sehr angeschlagen sind.

Der Werkstattwagen sei mit einem GPS-Sender ausgestattet gewesen, über den seine Streckenposition abgelesen werden könne. Bei ihren Ermittlungen setzt die Staatsanwaltschaft auch auf zwei Gutachten der Technischen Universität Braunschweig und des Eisenbahnbundesamtes. Die Auswertung der Gutachten könne sich aber noch Monate hinziehen.

Unter den Todesopfern des verheerenden Unglücks sind zehn Mitarbeiter des RWE-Regionalcenters Nordhorn, ein weiterer überlebte schwer verletzt. Unter den 31 Fahrgästen waren zudem fünf technische Mitarbeiter, darunter drei Zugführer, zwei US-Bürger, Altenpfleger aus Papenburg und zwei Auszubildende, die die Fahrt als Auszeichnung bekommen haben.

Das Transrapid-Projekt ist nach den Worten des Bürgermeisters von Lathen ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die Region. „Durch den Transrapid haben wir jährlich ein Auftragsvolumen von etwa drei Millionen Euro“, so Bürgermeister Karl-Heinz Weber. Es hätten sich zahlreiche Zulieferbetriebe in Lathen und Umgebung angesiedelt, die viele Arbeitsplätze geschaffen hätten. Allein fast 60 Arbeitsplätze seien an der Teststrecke entstanden.