piwik no script img

Viel Container, wenig Profit

HAFEN Hamburgs Logistikkonzern HHLA verdient mit mehr Arbeit weniger Geld und sorgt sich um die Ukraine und die Elbvertiefung

Die HHLA

Die HHLA wurde 1885 als Hamburger Hafen- und Lagerhaus-Actiengesellschaft gegründet. Seit 2007 heißt sie Hamburger Hafen und Logistik AG.

■ Tätigkeit: Die HHLA ist das größte Umschlagsunternehmen im Hamburger Hafen mit den drei Segmenten Container, Intermodal (Schiene und Straße) und Logistik.

■ Terminals: Sie betreibt drei der vier großen Containerterminals in Hamburg: Altenwerder, Burchardkai und Tollerort. Zudem betreibt sie den Hafenterminal Odessa in der Ukraine am Schwarzen Meer und vier Terminals im Binnenland in Polen, Tschechien und Ungarn.

■ Umschlag: Mit ihrem Umschlag von 7,5 Millionen TEU wäre die HHLA nach Rotterdam, Hamburg und Antwerpen noch vor Bremerhaven der viertgrößte Containerhafen Europas.

Hamburgs größter Hafenkonzern HHLA hat kein gutes Jahr hinter sich und kein gutes vor sich. „2014 wird ein herausforderndes Jahr“, sagte am Donnerstag Vorstandschef Klaus-Dieter Peters. Die Gründe für seinen pessimistischen „Blick in die Glaskugel“ sind das weiterhin nur zögerliche globale Wirtschaftswachstum, die politische Krise in der Ukraine, der scharfe Wettbewerb der nordeuropäischen Häfen und speziell für Hamburg die noch immer nicht erfolgte Ausbaggerung der Elbe. „Dieses Infrastrukturdefizit belastet den Standort“, so Peters.

Zwar hat die HHLA im vorigen Jahr mit 7,5 Millionen Standardcontainern (TEU) mehr Boxen umgeschlagen als jemals zuvor und die Erlöse auf den Höchstwert von 1,155 Milliarden Euro gesteigert. Das Betriebsergebnis verringerte sich dennoch um 15 Prozent auf 158 Millionen Euro, der Überschuss liegt mit 80,4 Millionen Euro sogar um 28 Prozent unter dem Vorjahresergebnis. Containerumschlag verspricht keine großen Gewinne mehr, und eine Änderung ist so bald nicht in Sicht.

Dieser deutliche Gewinneinbruch mindert auch die Dividende auf nur noch 45 Cent je Aktie nach 65 Cent ein Jahr zuvor. Die Hansestadt, mit 68 Prozent der Aktien größter Anteilseigner des 2007 teilprivatisierten Hafenkonzerns, kann somit nur mit weniger als 22 Millionen Euro rechnen nach 31,6 Millionen Euro im Jahr zuvor.

In Hamburg mit einem Jahresumschlag 2013 von 9,3 Millionen TEU hat die HHLA ihren Umsatzanteil dennoch weiter auf 81 Prozent gesteigert. Auch den großen Konkurrenzhäfen an der Nordsee geht es keineswegs besser. Während Hamburg beim Umschlag im vorigen Jahr um 4,4 Prozent zulegte, verloren Bremen/Bremerhaven 4,7 Prozent, Rotterdam 2,1 Prozent und Antwerpen 0,7 Prozent. Dadurch stieg der Anteil der HHLA in dieser sogenannten Nordrange auf 20,4 Prozent – jeder fünfte Container in Nordwesteuropa wird somit von der HHLA bewegt.

Im laufenden Jahr hofft Peters Umschlag und Erlöse stabil halten zu können. Wegen der Krim-Krise blickt die HHLA aber sorgenvoll auf ihr Terminal in Odessa in der Ukraine. Dort beschäftigt die HHLA rund 500 Mitarbeiter, seit Jahresanfang habe es einen zweistelligen Mengenabschwung gegeben, berichtet Peters: „Wir sind wachsam, aber nicht in Panik.“

In Deutschland bereitet sich der Hafenbetreiber auf die Ankunft immer größerer Schiffe vor. Dabei sind die Herausforderungen schon jetzt immens. Um die Ladung eines Frachters mit 12.000 TEU in Europa weiter zu verteilen, sind zwölf Feederschiffe, 60 Güterzüge und 3.000 LKWs erforderlich.

Und bei der Elbvertiefung ist weiterhin Geduld gefragt. Ab dem 15. Juli verhandelt das Bundesverwaltungsgericht über das Projekt, mit einer Entscheidung ist frühestens im Spätsommer zu rechnen.  SVEN-MICHAEL VEIT

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen