nicht verpassen!
: Standardmaße

„Boston Legal“, 22.05 Uhr, Vox

Schon oft haben wir uns über die Kleinode gefreut, die Vox in seinem Programm versteckt hat. So auch heute Abend. Die neue US-Anwaltserie „Boston Legal“ ist eine feine, hochtourige, unterhaltsame Lektion – in Sachen Normierung des weiblichen Körpers durchs Fernsehen. Denn in der Edelkanzlei „Crane, Poole & Schmidt“ sind die Chefs nicht nur alle männlich, sondern auch schön schräg: Sie dürfen tricksen, bis sich die Gesetze biegen – natürlich alles mit zwinkerndem Auge und durchschlagendem Erfolg. Die Frau Anwältinnen hingegen sind nur schön. Wo die Hauptdarsteller William Shatner („Raumschiff Enterprise“) und James Spader („Sex, Lügen und Videos“) durch Plautze beziehungsweise Glubschaugen hervorstechen, tragen die Frauen lediglich standardisierte Modelkörper zur Schau und bilden so ihre eigene Masse, in der sie auch gleich wieder untergehen. Im Verlauf der 17-teiligen Serie tritt zwar noch Candice Bergen („Murphy Brown“) als resolute Seniorpartnerin auf den Plan, doch mit 50plus darf man ja auch im US-Fernsehen wieder mehr Verstand als Bein zeigen.

Der Rest ist Standard-Sitcom-Stoff. Produzent David E. Kelley liefert hier nach „Ally McBeal“ und „The Practice“ (von Letzterem ist „Boston Legal“ ein Spin-off) eine weitere humoristische Anwaltserie ab. Warum gerade dieser Remix so erfolgreich ist – die Quoten der Mutterserie hat man in den USA längst übertroffen, für Shatner und Spader gab es im letzten Jahr den Emmy – ist dabei schwer nachvollziehbar. Vielleicht, weil man jederzeit während der knapp einstündigen Folgen einschalten kann, ohne eine psychologische Entwicklung verpasst zu haben?

Bei „Ally McBeal“ stieg eine der Hauptdarstellerinnen, Courtney Thorne Smith, übrigens aus, weil sie fand, dass die Produzenten sie in die Magersucht drängten. HPI