der rechte rand
: Die Kameraden feiern

Die Einladungen sind raus. Schon auf dem Pressefest des NPD-Organs Deutsche Stimme in Dresden hatten Neonazis aus Neumünster ihre Handzettel verteilt: „Live-Musik und Cocktails“ wollen die Macher des „Club 88“ am Sonnabend anbieten; sonst offerieren die Betreiber um Christiane Dolscheid Bier und Rechtsrock aus dem CD-Player. Der Anlass: Der Club mit dem programmatischen Namen „88 – The very last resort“ („Heil Hitler – der allerletzte Ausweg“) feiert zehnjähriges Bestehen. Man erwarte „an die 150 Besucher“, sagt der Sprecher der Polizei. Vor einem Jahr indes kamen rund 400 Neonazis zu einer Party in die schleswig-holsteinische Stadt.

Seit 1996 führt Dolscheid das „88“ im Neumünsteraner Stadtteil Gadeland. „Die Besucherzahl geht zurück“, sagt der Verfassungsschutz (VS). Viele „Neo-Nationalsozialisten“ gingen in eine andere Gaststätte. Im „Titanic“ in der Friedrichstraße sind die „Kameraden“ gern gesehen. Regelmäßig greifen die rechten Kneipengänger Besucher des nahe gelegenen „Aktion Jugendzentrum“ (AJZ) an. Eine Besucherin berichtet, auch am Bahnhof „schlagen die zu“.

Durch den Club 88 konnte sich die Neonazi-Szene festigen: „Komasaufen“, Fußballturnier und Liederabende haben sie ausgerichtet, eine Kampfschule, den „Athletik Klub Ultra“ in der Wrangelstraße, betreiben „88“-Gänger. Ab 2003 gingen die Aktivitäten zurück, nachdem Clubmacher Peter Bochert wegen Körperverletzung und Verstoßes gegen das Waffengesetz in Haft kam. Als Freigänger soll er unlängst beim „Titanic“ gesehen worden sein.

Ein Sprecher des Bündnisses gegen Rechts sagt: „Die rechte Szene in der Stadt wächst.“ Eine Entwicklung, so der grüne Fraktionschef Ralf Ketelhut, welche die Stadtverwaltung beobachtet. Eine Schließung des Clubs strebe der Stadtrat nicht an, man setze auf andere Mittel. Heute beginnt die Reihe „Aktives Neumünster – Vielfalt statt Einfalt“ mit Vorträgen und Kabarett. Und am Sonnabend kann ab 14 Uhr am Bahnhofvorplatz gegen das „88“ demonstriert werden.