Bittere Pillen zum Abschied

Als Werder Bremens Vereinspräsident und GmbH-Geschäftsführer Klaus-Dieter Fischer in der vergangenen Woche seinen Rückzug zum Jahresende ankündigte, schoss manch einem spontan das Sprichwort von den Nagern durch den Kopf, die das sinkende Schiff verlassen. Wurde Fischers vom Klub verbreitete Rücktrittserklärung doch flankiert von der Weigerung des besten Spielers, Aaron Hunt, seinen im Sommer auslaufenden Vertrag zu verlängern.

Nun hätte Fischer zwar wirklich einen psychologisch besseren Termin für seine Ankündigung wählen können als die Woche vor einem weiteren „Schicksalsspiel“ seines Clubs. Aber Verantwortungslosigkeit kann ihm niemand vorwerfen, dafür hat er in 45-jähriger Führungstätigkeit das Gesicht dieses Klubs durch alle Tiefen und Höhen zu sehr geprägt. Er gehörte schon dem Präsidium an, das Anfang der 1980er Jahre das Dreamteam Rehhagel/Lemke verpflichtete. Vom Schiedsrichter über Jugendbetreuer zum Geschäftsführer gibt es kaum einen Job, den er seit seinem Vereinsbeitritt vor 60 Jahren nicht innehatte.

Er geht auch nicht im Zorn, so wie er im letzten Jahr aus der SPD ausgetreten ist, weil die erwogen hatte, sich die Polizeieinsätze bei Fußballspielen von den Vereinen bezahlen zu lassen. „Persönliche Gründe“ seien es, die ihn zum Rückzug drängen, sagt er, und die will man einem 73-Jährigen gern zugestehen, auch wenn er noch so vital ist. Und dann stolpert man über Aussagen in einem Interview mit der Bild, die dann doch ein politisches Schlaglicht auf diesen Rückzug werfen. „Meine Nachfolger werden einiges verändern müssen“, sagt er. „Es geht um Dinge, die bislang nicht denkbar waren“ – und kündigt eine ganze Reihe möglicher Tabubrüche an: Verkauf des Stadionnamens, Verkauf von Anteilen an strategische Partner, Beteiligung Externer an Spielerkäufen.

Da öffnet einer den Giftschrank, ohne selbst hineingreifen zu wollen. Das soll dann sein von ihm favorisierter Nachfolger, das derzeitige Aufsichtsratsmitglied Hubertus Hess-Grunewald tun. „Ich war da konservativ, vielleicht müssen wir da neue Wege gehen.“ Das erinnert dann doch an das Sprichwort, in dem jemand sich den Pelz waschen lassen möchte, ohne nass zu werden. Denn gerade den Verkauf des Stadionnamens sieht ein großer Teil der Fans nicht als bittere Pille, die man zur Not mal schlucken muss, sondern als Teufelszeug, das die Identität berührt. Auf Werder warten auch im Fall des Klassenerhalts Konflikte über den künftigen Kurs.

Mit denen wird Klaus-Dieter Fischer auch nicht mehr als Aufsichtsrat zu tun haben, einen Wechsel in dieses Gremium schließt er aus.  RLO