Being Jan Hofer

Ein Nachrichtensprecher lebt gefährlich. Was ein falsches Wort bewirkt und woran er beim Versprechen denkt

In der Tagesschau am Dienstagabend unterlief dem Nachrichtensprecher Jan Hofer ein kleiner Fauxpas. So nett die kleinen Verhaspler der Radio- und Fernsehmoderatoren sind – beweisen sie doch, dass diese perfekt gescheitelten und artikulierenden Wesen Menschen sind, und holen sie vom Sockel der Unnahbarkeit auf Wohnzimmersofahöhe –, so gefährlich können sie sein.

Wie in diesem Fall: Der Versprecher „radik … rechtsradikal … radikalislamischen Taliban“ beweist einmal mehr, wie nah der Nachrichtensprecher am Abrund balanciert. Auf Anfrage der taz klärte erklärte Herr Hofer das komplexe geistige Innenleben des Nachrichtensprechers:

„Der Versprecher in der Tagesschau vorgestern ist zu verbuchen unter ‚kleine Ursache – große Wirkung‘. Dem von Ihnen zitierten Lapsus ging ein Versprecher voraus, der aber nicht bemerkbar war. Es hätte sinngemäß heißen müssen: ‚Bush versprach dem afghanischen Ministerpräsidenten Karsai Hilfe im Kampf gegen die wiedererstarkten Taliban.‘ Gelesen habe ich: ‚Bush versprach dem afghanischen Ministerpräsidenten Karsai Hilfe gegen die wiedererstarkten Taliban.‘

Danach habe ich einen wichtigen Grundsatz außer Acht gelassen: niemals über einen Versprecher nachzudenken, der nächste ist dann programmiert. Und genau so ist es dann passiert. Beim Nachdenken darüber ob der Einschub ‚im Kampf‘ wichtig für die Nachricht oder sogar sinnentstellend gewesen wäre, war ich schon bei der fraglichen Stelle. Sehr wahrscheinlich hing mir die wichtige und richtige Berichterstattung gegen rechtsradikale Tendenzen in Deutschland (siehe Wahlen in Mecklenburg-Vorpommern) noch im Hirn und mein Unterbewusstsein schaltete bei radikal auf rechtsradikal um, oder was auch immer da passiert sein mag. Im Übrigen fiel mir just in dieser Sekunde ein, dass man über Versprecher nicht mehr nachdenken darf.

Eine Entschuldigung für diesen Versprecher hielt ich in diesem Fall nicht für angebracht, da die Richtigstellung im Text erfolgte – der Text auf Filmbilder gesprochen wurde und der Sinn sich ja wohl für jedermann ganz klar erschloss. In diesem Zusammenhang denke ich öfter darüber nach, wann Entschuldigungen angebracht sind, das Bedauern ausgedrückt oder einfach nur um Verständnis gebeten werden sollte.

Das, was ich Ihnen nun versucht habe lang und breit zu erklären, ist in Realität die Abfolge von Sekundenbruchteilen, in denen ich entscheiden muss, wie ich reagiere. Die meisten Menschen scheinen dafür Verständnis zu haben, denn irren ist nun mal, na Sie wissen schon …, manchmal muss ich aber auch Anfragen wie die von Ihnen beantworten ;-)“ KIR, JAN HOFER