Kreuzberger unerwünscht

GASTFREUNDSCHAFT Ein bayerischer Hotelier setzt ein Pärchen auf die Straße – weil sie aus Kreuzberg sind

Hausbesetzer, 1.-Mai-Randale und Integrationsunwillige: Dieses antiquierte Bild von Kreuzberg hatte wohl ein bayerischer Hotelier vor Augen, als er Anfang Oktober ein Berliner Pärchen aus seinem Haus warf. Das Vergehen der beiden: eine Wohnadresse in Kreuzberg. Die hatte der Betreiber des „Sächsischen Hofs“ in Hof offenbar recherchiert, während seine bereits eingecheckten Gäste essen und ins Kino gingen. Bei ihrer Rückkehr sagte er ihnen laut Medienberichten, sie sollten sich ein neues Hotel suchen. Als Begründung nannte er den Wohnort Kreuzberg, den er nicht möge. Diskussionen waren zwecklos, um 22.30 Uhr standen die beiden auf der Straße.

Bei den geschmähten Kreuzbergern handelt es sich um den in der Elektroszene als Nachlader bekannten Musiker Daniel Baumann (36) und seine Freundin Kerstin Kievel (27), eine Lehramtsstudentin. Keine Punker also – obwohl auch für die das Gastrecht gelten sollte. Die Vertriebenen beschwerten sich am nächsten Morgen bei der Touristen-Information der Stadt. Dort reagierte man beschämt – schließlich ist der Tourismus für die oberfränkische Stadt zwischen Frankenwald und Fichtelgebirge eine wichtige Einnahmequelle. Der Stadtmarketing-Verein lud Baumann und Kievel als Entschädigung zu einem Verwöhn-Wochenende ein. Das Hotel „Sächsischer Hof“ sei eine Ausnahme, betonten die Stadtsprecher, es werde von offiziellen Stellen nicht mehr vermittelt. API