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: Demo im Regen

Am anderen Ende des Lehmwegs ist der Himmel gewitterviolett angelaufen. „Wir laufen voll da rein“, sagt das Mädchen mit dem blauen Rucksack. Ihre Freundin verteilt knallrote Flyer mit der Aufschrift: „Kein Mensch ist illegal“. Sie geht um das Polizeiaufgebot herum, das auf den Beginn der Demonstration wartete. Gegenüber, vor dem Oberstufenhaus der Ida-Ehre-Gesamtschule, hat sich eine kleine Gruppe Jugendlicher gesammelt. Über ihren Köpfen weht das Transparent: „IEGS sagt Nein zur Abschiebung der Familie Ahmed“.

Um ihrer Mitschülerin aus der 11a, Beheschta Ahmed, beizustehen, läuft die Oberstufe los, den Gewitterwolken entgegen. Fahrradklingeln dringen aus dem Protestzug. „Jetzt sagt mal was“, ruft die Klassenlehrerin Gudrun Tiemeier. „Sonst weiß ja niemand, wofür wir demonstrieren.“ Einer ihrer Schüler greift beherzt zum Megafon: „Wir demonstrieren gegen die Abschiebung der Familie Ahmed nach Afghanistan!“

Dann schüttet es los. Innerhalb von Sekunden sind die rund 250 Schüler nass bis auf den letzten Bindfaden. Die Transparente saugen sich voll und hängen schwer nach unten. Doch der Protestzug wächst. Gruppen aus anderen Schulen stoßen dazu. Die Sprechchöre werden lauter. „Abschiebung ist Folter und Mord“, rufen sie vorne. Das Zugende ruft: „Feuer und Flamme den Abschiebungsbehörden!“

Beheschta selbst läuft nicht mit. Sie begleitet ihre Mutter, die von der Ausländerbehörde vorgeladen wurde. SILKE BIGALKE