Kein Kommentar!
: Inka bleibt

Bei „Bauer sucht Frau“ quälen sich überforderte Landwirte durch peinliche Blind Dates. RTL filmt die Macken der Kandidaten ab, bis man sich schämt hinzusehen

Neulich haben sie bei RTL endgültig die Ironie abgeschafft. Als die Mitarbeiter morgens ins Büro kamen, hingen an den Türen große Zettel mit dem Hinweis: Ironisch sein verboten. Dann ist Moderatorin Inka Bause (Foto) durch die Redaktionen geschlendert, hat allen erklärt, wie das geht, und zur Veranschaulichung die erste Folge der neuen „Bauer sucht Frau“-Staffel gezeigt.

Man muss sich das so vorstellen: Der „lustige Schweinebauer Torsten“ trifft sich beim großen Scheunenfest mit zwei von ihm vorher ausgewählten Damen, die ihm Kennenlernbriefe geschrieben haben, und flirtet gleich richtig drauf los: „Viertaktmotor – wisst ihr, was das bedeutet? Stinkt nicht so wie’n Zweitakter.“ Die Damen schauen irritiert. Eine hat Georg ein Geschenk mitgebracht. Der öffnet die Schleife, sagt: „Woher hast du das gewusst?“, und holt ein paar blaue Socken aus der Verpackung. Blau ist Georgs Lieblingsfarbe.

Axel, der „temperamentvolle Kuhbauer aus Hessen“, ist neugierig: „Ja, sagt mal, was hat euch bewegt, bei ‚Bauer sucht Frau‘ anzurufen und euch, sich, und sich, und euch hier für den Axel zu entscheiden? Was war das?“ Seine Natürlichkeit, sagt die eine Dirndlträgerin. Sein Umgang mit den Tieren, meint die andere. Nebenan erklärt Manuela, was sie mit Bauer Georg gemein hat. „Ich bin Fleischerfachverkäuferin. Du hast mit lebenden Tieren zu tun, ich halt mit toten.“

Nun ließe sich annehmen, RTL verzichte aus Höflichkeit auf süffisante Kommentare zu den verhängnisvollen Flirtversuchen der TV-unerfahrenen Agrardienstleister, aber das ist Quatsch. „Bauer sucht Frau“ ist ernst gemeint, völlig ironiefrei und doch hundsgemein, weil die Kamera die Macken der Kandidaten abfilmt, bis man sich schämt hinzusehen. Dazwischen stapft die „sympathische Schlagersängerin Inka“ in weißen Turnschuhen über die Höfe und unterhält sich mit den Landwirten in einem herablassenden Tonfall, den sonst nur alte Tanten beherrschen, wenn sie mit Kleinkindern zu kommunizieren versuchen.

Sieben weitere Folgen will RTL von „Bauer sucht Frau“ noch ausstrahlen, und es ist zu befürchten, dass die genauso steif und peinlich werden wie der Auftakt, den am Sonntag mehr als viereinhalb Millionen Zuschauer gesehen haben. In der Werbepause lief ein Spot für Bauses neue CD „Inkas grasgrüner Tag“, auf das sie Hits wie „Pommes im Park“, „Suburbia“ und „Inka geht“ gesungen hat. Letzteres ist leider bloß ein leeres Versprechen.

PEER SCHADER