VW als weißer Ritter

Volkswagen kauft sich nach Scania auch bei MAN ein und befördert so die Dreierallianz der Lastwagenbauer

FRANKFURT/M. taz ■ Der „weiße Ritter“ kommt aus Wolfsburg. Die Volkswagen AG kaufte sich gestern beim deutschen Nutzfahrzeughersteller MAN ein, der wiederum gerne den skandinavischen Truckbauer Scania übernommen hätte. Weil der neue Großaktionär bei MAN schon der Mehrheitsaktionär bei Scania ist, wird es zwischen den Weltmarktkonkurrenten MAN und Scania wohl nicht mehr zum avisierten Showdown kommen. Denn VW setzt auf Kooperation statt Konfrontation. VW-Vorstandschef Bernd Pischetsrieder favorisiert eine strategische Dreierallianz zwischen den Lastkraftwagenfabrikanten. VW selbst produziert schwere LKWs ausschließlich in Brasilien.

Erst vor wenigen Tagen hatte Scania ein Übernahmeangebot von MAN mit Rückendeckung von Großaktionär VW schroff zurückgewiesen. Danach kursierten in der Branche Gerüchte über einen „schwarzen Ritter“, einen Dritten also, der jetzt plötzlich MAN feindlich übernehmen wolle. MAN – vom Jäger zum Gejagten? Geoutet hat sich dieser mutmaßliche Interessent allerdings bis heute nicht. Und Broker auf dem Parkett in Frankfurt haben nie an seine Existenz geglaubt. Der „schwarze Ritter“, so ihre Mutmaßung, sei von interessierten Kreisen nur ins Gespräch gebracht worden, um die Übernahmefantasien der Börsianer zu beflügeln.

Für MAN jedenfalls ging diese Rechnung umgehend auf. Der Aktienkurs der Münchener Truckbauer stieg in Erwartung der Fusion oder auch einer feindlichen Übernahme mit den zu erwartenden Synergieeffekten und der Neuverteilung der Marktanteile weltweit am Wochenende rasant an – um gestern wieder leicht nachzugeben.

Jetzt also soll zwischen MAN, Scania und VW friedlich kooperiert werden. VW-Chef Pischetsrieder hat sich den MAN-Anteil von 15,06 Prozent rund 1,55 Milliarden Euro kosten lassen. Er wurde so auch seiner schon auf dem Autosalon in Paris verkündeten neuen Zusatzaufgabe als „Hochzeitslader für MAN und Scania“ gerecht. Der „weiße Ritter“ lädt zur Tafelrunde. So schön kann Globalisierung sein. KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT