Günstige Pillen aus dem Nachbarland

Die holländische Versand-Apotheke DocMorris ist in NRW erfolgreich. Eine deutsche Filiale wurde verhindert

Deutschen Apothekerfunktionären war Ralf Däinghaus von Anfang an ein Dorn im Auge. Der Gründer des Medikamenten-Discounters DocMorris wagte es im Jahre 2000, einem über Jahrhunderte gewachsenen deutschen Apothekenwesen von Holland aus Konkurrenz zu machen. Seine Geschäftsidee: Immer mehr Menschen in Deutschland wollen „auf Rezept sparen“, verkaufen wir ihnen die Arzneien aus deutscher Herstellung doch zum Billigtarif.

Und so vertreibt der gelernte Informatiker nun schon seit sechs Jahren über das Internet oder auf dem Postwege Medikamente, die seit der Verordnung über die Zuzahlung von fünf Euro pro Arznei vielen Patienten hierzulande zu teuer geworden sind.

Und der Erfolg gibt ihm Recht. Mehr als 150 Millionen Euro Umsatz verbuchte DocMorris im vergangenen Jahr, 190 Millionen strebt er für das laufende Jahr an. Was knapp 20 Kilometer hinter der Grenze nordwestlich von Aachen als Internetapotheke für die Bestellung von Verhüterli und Potenz steigernden Mittelchen begann, hat sich am Firmenstandort Heerlen inzwischen zur Versandapotheke mit Vollsortiment entwickelt. An die 60.000 Medikamente bringt die Firma inzwischen unters Volk. Gut 330 Mitarbeiter, darunter Pharmazeuten, Logistiker, Programmierer und Marketing-Experten, bearbeiten Aufträge und betreuen die Kundschaft. „80 Prozent der Bestellungen kommen übrigens per Post“, sagt Viktoria Dobrot, die von Hamburg aus PR-Arbeit für DocMorris macht. „Deutsche Kunden stecken ihr ärztliches Rezept einfach in einen Umschlag, und binnen 48 Stunden werden die Medikamente zugestellt.“

Alte Menschen, die viele Medikamenten benötigen, und chronisch Kranke wie etwa Diabetiker haben seither die Möglichkeit, zu sparen. Auch Blutdruck- und Cholesterinsenker, Herzmittel und die Antibabypille gibt es bei DocMorris billiger. Denn der Discounter gewährt als ausländische EU-Apotheke für rezeptpflichtige deutsche Medikamente einen Nachlass von 50 Prozent auf die Zuzahlung, was deutsche (Versand-) Apotheken nicht dürfen.

Der Versuch, in Deutschland auch mit einer Vor-Ort-Apotheke Fuß zu fassen, scheiterte in diesem Jahr am Druck niedergelassener Apotheker. Das Verwaltungsgericht Saarbrücken entschied in einem Eilverfahren zugunsten einer Klage saarländischer Apotheker. In Heerlen betreibt DocMorris seine einzige Vor-Ort-Apotheke in den Niederlanden. Und auch diese erfreut sich, bedingt durch die Preis treibenden Zuzahlungsmodalitäten im Nachbarland, vorwiegend deutscher Kundschaft. HENK RAIJER