moscheebau
: Die falsche Kasse

Dass in Duisburg ein rechtsextremer Bauunternehmer mit dem Bau der zweitgrößten Moschee Deutschlands beauftragt wird, klingt zunächst wie ein mittelmäßiger Witz. Aber es ist keiner. Der Solinger Baulöwe Günther Kissel ist seit langem dafür bekannt, dass er in Nazi-Kreisen verkehrt. Trotzdem bekommt er weiterhin Aufträge der öffentlichen Hand, von Städten und Gemeinden. In diesem Fall deshalb, weil er laut Recht und Gesetz als günstigster Anbieter den Zuschlag bekommen muss. Doch: Kann es sein, dass ein Mann subventioniert wird, der für braunes Gedankengut eintritt? Und laut Gericht als „Auschwitzleugner“ bezeichnet werden darf?

KOMMENTAR VON BORIS R. ROSENKRANZ

Sicherlich: Gäbe es die gesetzliche Regelung nicht, würden Kommunen ihre Bauaufträge nach Gusto verteilen, würden mauscheln und klüngeln. Das darf nicht sein. Es kann aber auch nicht sein, dass öffentliche Gelder in falsche Kassen fließen – günstigster Anbieter hin oder her. Dabei ist es unerheblich, ob eine Moschee gebaut wird, eine Synagoge oder ein Bürohaus. Allerdings verschärft es die Sachlage. Zumal man sich fragen muss, weshalb er dies tut. Ist Kissel, Jahrgang 1916, langsam senil? Ist ihm Zaster wichtiger als seine löchrige Ideologie? Oder will er womöglich Einfluss nehmen, wie er es beim Bau eines Solinger Altenbauwohnheims getan hat, als er dessen Benennung nach einer israelischen Stadt verhinderte? Man weiß es nicht. Vielleicht setzt Kissel auch darauf, in der Moschee Verbündete gegen den Staat Israel zu finden. Seinen jetzigen Verbündeten gehen allerdings stiften. Bei der NPD hat Kissel Hausverbot, seit bekannt ist, dass er eine Moschee baut. National gesinnt, dürfe man das nicht, tönt es aus der so genannten Partei, die gegen das Bauvorhaben protestiert. Man wolle den Bauunternehmer nicht mehr sehen. So hat die Geschichte auch etwas Gutes. Angestachelt durch den Moscheebau machen die Rechten etwas, wozu sie ohnehin neigen: Sie zerfleischen sich gegenseitig.