Stadtvermöbler gesucht

Die Stadtmöblierung wird neu ausgeschrieben. Schon jetzt ist der Konkurrenzkampf zwischen Ströer, JCDecaux und Wall entbrannt. Alle drei versuchen mit einem von der Stadtentwicklung erwünschten Fahrradmietsystem zu punkten

Gestern wurde im Stadtentwicklungsausschuss der Bürgerschaft über die Neuausschreibung der Hamburger Stadtmöblierung beraten. Damit verbunden sind Rechte für die Stadtwerbung, zum Beispiel an Bushaltestellen und an öffentlichen Toiletten. Schon jetzt ist der Konkurrenzkampf voll entbrannt. Die Ströer Gruppe, JCDecaux und die Firma Wall stellen ihre Konzepte für die Stadtmöblierung des öffentlichen Raumes in einer Ausstellung vor, die ab Montag auf dem Ausstellungsgelände an der Van-Smissen-Straße im Fischereihafen zu sehen ist.

Die Firma, die die Rechte im Sommer nächsten Jahres bekommen wird, wird Buswartehäuschen, Litfaßsäulen, Toilettenanlagen und andere Stadtmöbel kostenfrei bereit stellen. Dafür vermarktet sie dann die dazugehörigen Plakatflächen. Da die Rechte für eine Vertragslaufzeit von 20 Jahren vergeben werden, ergibt sich für den Gewinner ein Umsatz von rund 800 Millionen Euro, schätzen Insider. „Ich halte diese Zahl für glaubwürdig“, bestätigt Claudius Lieven, Sprecher für Stadtentwicklung bei der GAL. Welchen Gegenwert die Stadt und ihre Bürger für die Vergabe der Rechte bekommen, ist nicht klar.

Zum einen ist beispielweise die bessere Ausstattung des öffentlichen Raumes mit behindertengerechten Toiletten oder Bänken denkbar. Die andere Möglichkeit, und die scheint vom Senat favorisiert, ist eine größere finanzielle Beteiligung der Stadt an den Einnahmen aus der Werbung. Fraglich bleibt dabei, ob das den Bürgern direkt zugute kommen würde.

Ströer und JCDecaux versuchen mit einem, von der Behörde für Stadtentwicklung erwünschten, Fahrradmietsystem im Konkurrenzkampf zu punkten, auch Wall möchte noch nachziehen. Ströer bietet das Mietfahrrad-System „Call a Bike“ in Verbindung mit der Deutschen Bahn an, das ohne feste Mietstationen, per Handy und Zugangscodes für die Fahrräder, funktioniert. JCDecaux ist dagegen mit einem stationsbezogenen Mietsystem vertreten. Kostenlos zu nutzen wäre in Hamburg keines der Angebote. Ströer und die Deutsche Bahn fordern sieben Cent pro Minute, bei JCDecaux zahlt man für jede genutzte Stunde einen Euro. Fragt sich also, ob dieses Angebot zur Verbesserung des öffentlichen Raumes für die Hamburger sinnvoll ist. Der Senat hat derweil in seinem Entwurf der Haushaltsplanung die erwarteten Einnahmen durch Stadtwerbung von 1. 6 auf fünf Millionen Euro pro Jahr erhöht. BJÖRN BENDIG