Berlin macht Magazine

Wöchentlich, donnerstags: Deutsche „Vanity Fair“ wird zum „Stern“-Konkurrenten. Sonderausgabe von „Tempo“

Längste Zeit war die deutsche Ausgabe von Vanity Fair für Medienjournalisten das, was die neue Platte von Guns N’ Roses für Musikkritiker ist: ein Witz – aber einer, der ausnahmsweise besser wurde, je öfter man ihn erzählte. Wie bei „Chinese Democracy“ verschob sich der Erscheinungstermin des Hochglanzmagazins ins Lächerliche. Vor über anderthalb Jahren wechselte Ulf Poschardt von der Welt am Sonntag zum Condé Nast Verlag, um in Berlin die deutsche Ausgabe des prestigereichen US-Magazins zu entwickeln. Und dann entwickelte Poschardt auch erst einmal – allerdings so lange, bis man in der Branche mit „Kennt ihr den schon? Vanity Fair soll jetzt im Herbst erscheinen!“ regelmäßig die Lacher auf seiner Seite hatte. Gestern lud Poschardt nun in Berlin zur Pressekonferenz, um dort zu verkünden – nein, nicht dass er fertig entwickelt habe, sondern wann man fertig entwickelt haben werde: nämlich am 8. Februar 2007. Dann soll die erste Ausgabe tatsächlich erscheinen.

Erscheinungstag und -weise haben es dabei in sich: Der 8. Februar ist ein Donnerstag, da erscheint auch der Stern, und wie der Stern wird auch Vanity Fair wöchentlich erscheinen. Als Kampfansage an Gruner + Jahr will man das bei Condé Nast zwar nicht verstanden wissen, doch wie Henri Nannens Wundertüte soll auch Vanity Fair eine Publikumszeitschrift mit einem noch ziemlich diffusen Themenmix von Politik über Society bis Kultur sein – angestrebte Auflage 100.000 plus x. Dass man da „um dieselbe BMW-Anzeige“ kämpft, gibt aber auch Bernd Runge, Herausgeber des deutschen Condé-Nast-Ablegers, zu.

Wichtigster Unterschied zum Stern dürfte allerdings Vanity Fairs Bild seiner LeserInnen sein. Statt Lieschen Müller strebt man die „neue Leistungselite“ an: „ein neues Magazin für das neue Deutschland“, so Poschardt, wolle man sein – eines, das „die Ästhetik der Berliner Republik“ gleichermaßen abbilde und gestalte. Wir stellen uns schon mal die nackte, hochschwangere Heike Makatsch auf dem Titel vor.

Ein bisschen Bonner Republik gibt es dagegen am 24. November: dann erscheint die einmalige Jubiläumsausgabe von Tempo – zur Zeitschriftengeburt vor 20 Jahren und zum Tod vor 10 Jahren. Ex-Chefredakteur Markus Peichl arbeitet zurzeit in Berlin mit einer Ad-hoc-Redaktion an einer voluminösen Sondernummer, die sowohl „Schlussstrich unter die Zeit 1996 bis 2006 als auch Doppelpunkt für die Zukunft“ (Peichl) sein soll. HPI