Heiteres Spione-Raten in Mitte

BND bezieht Neubau

Schlapphüte tragen die Agenten schon lange nicht mehr

Ein silberner Kombi älteren Modells fährt an der BND-Baustelle in der Chausseestraße vor. Ein etwa 50-jähriger Mann, rundlich, Glatze, steigt aus und geht auf die Sicherheitsschleuse des Gebäudes zu. Dann verschwindet er hinter den blickdichten Zäunen. Sieht so ein Spion aus?

Seit Montag beziehen die ersten 174 von insgesamt 4.000 Mitarbeitern des Bundesnachrichtendiensts ihre Büros in der neuen Zentrale. Den Umzug aus dem bayerischen Pullach hatte die Bundesregierung vor zehn Jahren beschlossen, um den Auslandsgeheimdienst näher bei sich zu haben. Jetzt werden die Gebäude auf dem abgeschirmten Gelände an der Grenze zwischen Mitte und Wedding nach und nach fertig. Entstanden ist eine komplette Kleinstadt auf einer Fläche von 35 Fußballfeldern, einschließlich Blockheizkraftwerk und 600 Autoparkplätzen.

Geheimhaltung wird dabei naturgemäß großgeschrieben. So enthalten die elektronischen Zugangskarten keine Namen und keine Fotos, nur eine Nummer verrät ihre Besitzer. Und Schlapphüte tragen die Agenten schon lange nicht mehr. Dennoch will der 45-jährige Betreiber der türkischen Bäckerei vis-a-vis der BND-Zentrale welche erkannt haben. „Viele unbekannte Gesichter“ seien im Lauf der Woche hier aufgetaucht und hätten sich umgesehen. Das seien sie wohl gewesen, die Spione. „Ganz normal“ hätten die ausgesehen, „wie du und ich!“, meint der Mann, der seinen Namen nicht verraten will. Ist wirklich alles sehr geheim hier. Selbst die Bäckerei hat, obwohl es sie seit einem Jahr gibt, noch keinen Namen.

In nächster Zeit werden noch eine ganze Menge mehr dieser „du und ichs“ kommen und vielleicht sogar in umliegende Wohnhäuser ziehen. Deren Eigentümer, sagt ein natürlich anonymer Kollege des Bäckereibetreibers, würden gerade viele Wohnungen noch nicht nicht vermieten, sondern lieber auf die illustre Kundschaft warten. Mal sehen, was dann auf den Klingelschildern steht. BERT SCHULZ