Anstoß zur Neuentdeckung

AUSWAHLBAND Heinz Strunk outet sich als Fan von Botho Strauß und sammelt Stellen. „Der zurück in sein Haus gestopfte Jäger“ hat etwas Einnehmendes

Der Effekt, wenn man zum ersten Mal von diesem Buchprojekt hört, ist verblüffend. Wie? Bitte? Echt? Kann doch nicht sein! Ist aber so. Der sehr zivilisationszugewandte Schriftsteller, Musiker und Schauspieler Heinz Strunk („Fleisch ist mein Gemüse“) hat eine Anthologie des eher zivilisationsabgewandten Schriftstellers Botho Strauß herausgegeben. Und zwar vollkommen ernsthaft.

„Anfang der achtziger Jahre, mit 22, 23“, schreibt Heinz Strunk im Nachwort, „bin ich auf Botho Strauß gestoßen, als ich, wieder einmal auf der Suche nach neuer Lektüre die Hamburger Bücherhalle durchstöberte und mir, mehr oder weniger zufällig, das gerade erschiene ‚Paare, Passanten‘ griff.“ Von da an habe ihn Strauß nicht mehr losgelassen. Heinz Strunk weiter: „Es geschieht wohl nicht oft, dass ein Leser auf einen Autor trifft, bei dem er sich so umfassend wiederfindet und der ihn so tief berührt, wie Literatur es überhaupt nur vermag, aber eben das ist mir mit Botho Strauß passiert.“

In der Auswahl stellt Heinz Strunk Stellen aus dem Werk von Botho Strauß zusammen, von „Rumor“, dem ersten großen Erfolg, über „Der junge Mann“, „Niemand anderes“, „Mikado“ usw. bis zu den „Fabeln von der Begegnung“ von 2013. Man blättert, staubt, blättert zurück, liest dies, liest das und ist von dem Ansatz, Botho Strauß einmal intellektuell ganz abgerüstet wahrzunehmen, sehr eingenommen. Dieses Lesebüchlein hat etwas so wenig Angeberisches, aus sich selbst heraus sprechen Wollendes, dass man überrascht denkt: Ja, vielleicht gibt es bei diesem Autor tatsächlich vieles neu zu entdecken. Und der Anstoß dazu kommt nicht aus der Tiefdenkerecke, sondern eher von popaffiner Seite. Das ist hier das wirklich Überraschende. DRK

  Botho Strauß: „Der zurück in sein Haus gestopfte Jäger“. Herausgegeben von Heinz Strunk. Rowohlt, Reinbek 2014, 254 Seiten, 9,99 Euro