hamburger szene: Babys mit Termindruck
Es war der Tag, an dem der Bundestag die Einführung des Elterngeldes beschloss. Die beiden Frauen saßen auf der Bank am Rande des Spielplatzes. Die eine beobachtete ihren Zweijährigen auf der Rutsche, die andere strich immer wieder über ihren gewölbten Bauch. Schließlich fragte die Mutter ihre schwangere Bekannte, wann das Baby auf die Welt kommen wird. Die andere seufzte tief. Ende Dezember, antwortete sie und setzte hinzu: „Es muss unbedingt noch in diesem Jahr geboren werden.“
Nun ist Weihnachten nicht gerade die Zeit, in der man sich auch noch eine Geburtstagsfeier wünscht, und die Mutter guckte erstaunt. „Wenn das Kind erst nächstes Jahr geboren wird“, bekam sie zur Erklärung, „bekomme ich doch Elterngeld“. Schön wäre gewesen, wenn auch die Politiker das Gespräch mitangehört hätten, die in diesen Minuten für das Elterngeld stimmten.
War es nicht als familienpolitischer Meilenstein gefeiert worden? Die werdende Mutter auf der Bank aber profitiert davon nicht, im Gegenteil. Sie ist arbeitslos. Bekommt sie ihr Kind noch in diesem Jahr, bekommt sie nach der alten Regelung 300 Euro Erziehungsgeld – und zwar zwei Jahre lang. Das Elterngeld wird für Erwerbslose auch 300 Euro betragen, wird aber nur noch ein Jahr lang bezahlt. Danach bleibt nur noch Hartz IV.
Nach dieser Erklärung seufzt auch die andere Frau auf der Bank. Und wünscht ihrer Freundin, dass der Geburtstag ihres Kindes zumindest nicht auf den Heiligabend fällt. ELKE SPANNER
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