Bildgedächtnis der Stadt wird gelöscht

SPARDEBATTE Kulturbehörde will das Denkmalschutzamt massiv beschneiden. Damit ist auch das Landesbildarchiv gefährdet, das eine Million Negative zur Entwicklung Hamburgs und des Hafens enthält

Die Kulturbehörde muss sparen. Nicht nur, wie in den letzten Wochen vehement diskutiert, bei Kulturinstitutionen, sondern auch in den eigenen Reihen: 400.000 Euro will die Behörde erbringen, und zwar auf Kosten des Denkmalschutzamts. Acht der insgesamt 26 Stellen will Kultursenator Reinhard Stuth (CDU) dort einsparen und auch die Restaurierungswerkstatt auflösen.

Diese Maßnahme steht im Widerspruch zu Stuths Bekenntnis zum Denkmalschutz, das er zu Amtsantritt lanciert hatte. Doch ungeachtet der Kritik, die er schon für die avisierte Schließung des Altonaer Museums sowie die Sparforderungen an Schauspielhaus (1,2 Millionen Euro) und Bücherhallen (1 Million) einsteckte, scheint er entschlossen, auch das im Denkmalschutzamt residierende Landesbildarchiv dichtzumachen.

Setzte Stuth das durch, wäre dies ein massiver Angriff auf das fotografische Gedächtnis Hamburgs. Es beherbergt nicht nur Fotos von Erich Andres, Willi Beutler, Germin, Johann und Heinich Haarmann, Georg Koppmann, Heinrich von Seggern und Wilhelm Weimar. Es enthält auch Fotos von 1842 bis heute, vom großen Brand bis zur Sturmflut 1962. Zudem dokumentiert das Archiv die Stadtentwicklung und den Strukturwandel des Hafens. Eine Million Negative machen diese Sammlung zu einem überregional bedeutenden Archiv. Wegen der Schließungspläne regt sich Unmut.

Über all dies wollen Stuth, Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) sowie Vertreter etlicher Kulturinstitutionen beim morgigen runden Tisch sprechen, zu dem der Senat lud. Ob das Paket aufgeschnürt und die Sparsumme auf mehr Schultern verteilt wird, verrät die Kulturbehörde nicht – und auch nicht, ob sie die Schließung des Altonaer Museums revidiert. Die für Montag dieser Woche anberaumte Sitzung des Stiftungsrats, der die Schließung beschließen sollte, hatte der Senat zwar abgesagt. Ob dies ein gutes Omen für den Kulturgipfel ist, bleibt abzuwarten. (taz)