1.200 neue Arten im Amazonas entdeckt

NATURSCHUTZ Streit über Biopiraterie: Verbände warnen vor Scheitern der UN-Konferenz in Japan

BERLIN dpa/taz | Ein Frosch mit flammenfarbenem Kopf (Ranitomeya amazonica), eine Riesenschlange (Eunectes beniensis), eine neue Flussdelfinart – im Amazonasgebiet sind in nur zehn Jahren mehr als 1.200 neue Tier- und Pflanzenarten entdeckt worden. Das Fazit zieht die Umweltstiftung WWF, die Forschungsergebnisse aus den letzten zehn Jahren gesichtet hat. Heute stellt sie die Studie auf der 10. Weltnaturschutzkonferenz im japanischen Nagoya vor.

„Das ist einerseits faszinierend“, sagte WWF-Amazonas-Experte Roberto Maldonado, „andererseits aber auch alarmierend“. Viele weitere unentdeckte Arten drohten auszusterben, bevor sie entdeckt sind. Denn weltweit schrumpfen die natürlichen Lebensräume. In den letzten 50 Jahren sind 17 Prozent der Amazonasfläche durch den Menschen zerstört worden. Der Regenwald weicht Zuckerrohr für die Treibstoffproduktion oder Sojapfanzen für Rinderfutter. Mehr als ein Drittel aller Arten ist vom Aussterben bedroht. Bis Ende dieser Woche verhandeln Delegierte aus 193 Staaten in Nagoya über einen 20-Punkte-Plan zur Rettung der Natur.

Die Staaten des Südens machen ihre Naturschutzbemühungen allerdings davon abhängig, ob ein Abkommen gegen Biopiraterie verabschiedet wird. Sie wollen am Umsatz beteiligt werden, wenn etwa ein deutscher Pharmakonzern Medikamente aus tropischen Pflanzen gewinnt. Der Vertragsentwurf dazu liegt zwar auf dem Tisch, steht aber noch komplett in Klammern – ist also strittig.

Kritik an Blockade

Ein Knackpunkt: Entwicklungsländer wollen auch Fälle aus der Vergangenheit einbeziehen. „Wir können aber nur eine Regelung für die Zukunft schaffen“, sagte dagegen CDU-Bundesumweltminister Norbert Röttgen, kurz bevor er am Montag zum Gipfel gereist ist. Die Europäische Union, angeführt von der deutschen Delegation, blockiere das Abkommen aus wirtschaftlichen Interessen, kritisiert der Umweltverband BUND.

Ob ein Gipfel ein Erfolg wird, zeigt sich oft erst in den letzten Verhandlungsstunden. Röttgen wird nicht dabei sein. Am Donnerstag kommt er zurück, denn dann wollen Union und FDP die längeren Laufzeiten für Atomkraftwerke verabschieden. HG