Billigzähne für alle?

Die ZahnärztInnen in NRW bekommen neue Konkurrenz: Nach „McZahn“ kommt mit „Dr. Z“ noch ein Zahndiscounter nach NRW. Sie versprechen Zahnersatz ohne Zuzahlung, die Prothesen werden preiswert im Ausland produziert. Aber ist das günstige Angebot auch wirklich gut?

JA

Seit dem ersten Januar 2005 zahlen die gesetzlichen Krankenkassen abhängig vom jeweiligen Untersuchungsergebnis einen festen Zuschuss. Dabei spielt es keine Rolle, wie der zerstörte Zahn versorgt wird oder welche Kosten konkret anfallen. Dies hat dazu geführt, dass immer neue Anbieter auf dem Gebiet der Versorgung mit Zahnersatz zu finden sind. Das aktuellste Beispiel stellen die mit dem Schlagwort „Dental-Discounter“ bezeichneten Zahnarztpraxen dar.

Aus Verbrauchersicht führen die neuen Angebote zu mehr Bewegung auf dem Markt, insbesondere weil vorhandene Preisspielräume stärker genutzt werden. Dies stellt gerade beim Zahnersatz für Patienten einen großen Vorteil dar: Hier müssen die Patienten in der Regel einen besonders hohen Anteil aus der eigenen Tasche bezahlen. Und auch die Qualität muss unter den günstigen Angeboten nicht leiden: Bezüglich des im Ausland erstellten Zahnersatzes kann man nicht prinzipiell sagen, dass dieser qualitativ schlechter ist, als der in Deutschland erstellte.

Die neuen Anbieter müssen allerdings noch nach praktikablen Lösungen suchen: Denn ein Nachteil kann die Entfernung zwischen Zahnarzt und Labor darstellen. Hier haben bislang ohne Zweifel deutsche Labore einen Standortvorteil, weil sie sich direkt mit dem behandelnden Zahnarzt absprechen können. Gerade bei notwendigen Änderungen des erstellten Zahnersatzes ist dies zu beachten.

Viel wichtiger aber ist für Patientinnen und Patienten, dass sie eine umfassende Beratung erhalten und weiterhin frei in der Wahl ihres Zahnersatzes sind. Hierauf sollte jeder Patient genau achten und in Zweifelsfällen sofort nachfragen. Gerade vor dem Hintergrund der wirtschaftlichen Interessen der neuen Anbieter ist diesem Punkt besondere Beachtung zu schenken. Ohne Zweifel kann sich der Werbeslogan „Zahnersatz zum Nulltarif“ nur auf eine Standardversorgung beziehen. Bei aufwändigerem Zahnersatz, wie etwa Implantaten, muss jedem klar sein, dass Kosten anfallen. Deshalb sollte jeder Patient unbedingt vor einer Behandlung die Angebote genau mit denen seines bisherigen Zahnarzt vergleichen und nicht wohlklingenden Werbebotschaften blind vertrauen.

Ein Besuch in einer der neuen Zahnarztpraxen kann also von Vorteil sein – die Erwartungen sollte man aber in keinem Fall zu hoch ansetzen. Und Patienten, die negative Erfahrungen mit den Anbietern machen, sollten sich unbedingt an die Patientenberatungsstellen der Kassenzahnärztlichen Vereinigung oder an die Verbraucherzentrale wenden.

Kai Vogel

NEIN

„Zahnersatz zum Nulltarif“ ist derzeit ein Modethema. Dabei vergessen viele: Die Angebote zum Nulltarif beziehen sich nur auf die so genannten „Regelleistungen“, sprich: die Basisleistungen der Krankenkassen. Da jedoch nahezu siebzig Prozent der Versicherten darüber hinausgehende Versorgungsmöglichkeiten mit hochwertigem Zahnersatz wählen, fallen natürlich Kosten für sie an. Und auch bei den Discount-Ketten wie McZahn müssen die von den Patienten bezahlt werden.

Die in den Discount-Praxen angebotenen Einsparungen ergeben sich deshalb nur durch Billigleistungen im zahntechnischen Bereich. Dabei bieten mittlerweile auch viele Zahnarztpraxen ihren Patienten kostengünstigen Zahnersatz an. Das ist keineswegs allein auf die Discount-Ketten beschränkt. Jeder Patient sollte deshalb seinen Zahnarzt auf Kostenvarianten ansprechen, da viele Zahnärzte zusammen mit ihren Partnerlaboratorien gute Preise anbieten können. Diese Partnerschaft macht sich auch sonst für den Patienten bezahlt.

Besonders bei ästhetisch anspruchsvollen Zahnersatz ist die gute Zusammenarbeit zwischen Zahnarzt und Zahntechniker nämlich entscheidend. Zahntechnik ist eben keine billig zu produzierende Massenware, sondern eine individuell für jeden einzelnen Patienten gefertigte Präzisionsarbeit. In vielen Fällen wird beispielsweise eine ganz individuelle Farbgebung notwendig, die nur durch ein Labor „vor Ort“ durchgeführt werden kann. Ob auch die funktionale Qualität von im Ausland gefertigtem Zahnersatz vergleichbar gut ist wie die deutsche Zahntechnik, kann nur die Erfahrung zeigen.

Erhebliche Zweifel haben die deutschen Zahnärzte allerdings an dem Franchise-Prinzip der Discount-Ketten. Die Berufsordnung sieht vor, dass Zahnärzte unabhängig und eigenverantwortlich entscheiden. Doch die bei Discount-Ketten tätigen Zahnärzte unterstehen allerdings einer erheblichen wirtschaftlichen Kontrollaufsicht durch das Unternehmen. Ob hier noch eine tatsächliche Therapiefreiheit des Arztes möglich ist, ist doch sehr zweifelhaft.

Susanne Schorr