Intendant für die Kulturhauptstadt
: Okkupation im Revier

Künstlerisch ist das Ruhrgebiet nichts wert. Diesen Eindruck muss der Betrachter von außen einfach bekommen. Als Europäische Kulturhauptstadt 2010 hat eine Jury die Region zwischen Ruhr und Emscher ausgewählt. Nicht ohne Grund. Die Bewerbung konnte mit den heimischen kulturellen Pfunden wuchern, stach Metropolen und multinationale Grenzstädte aus. Jetzt soll der US-amerikanische Theaterstar Peter Sellars hier den Intendanten geben. Das Ruhrgebiet würde damit zur repräsentativen Zone degradiert. Eigenwert null. Seine Kulturinstitute dienen nur noch als Spielfläche.

KOMMENTAR VONPETER ORTMANN

Sellars könnte in Grönland inszenieren. Weltweite Aufmerksamkeit wäre gesichert. Wenn das die finale Triebfeder der Kulturhauptstadtbewerbung war, dann kann die heimische Kulturszene einpacken. Sie bekommt nicht die finanziellen Mittel, sich europaweit zu positionieren. Sind aber zusätzliche Euros – ob vor oder in der Haushaltsklammer – vorhanden, werden diese an Kunstheroen verteilt, die sich ihren weltweit kulturhistorisch autorisierten Einheitsbrei teuer bezahlen lassen. Das wäre bei einer bereits auch anvisierten Installation der US-amerikanischen Konzeptkünstlerin Jenny Holzer tief unter der Zeche Zollverein nicht anders. Ihre laufenden Leuchtschriftzüge sind nicht mehr neu und schon längst keine Avantgarde mehr. Aber sie hängen weltweit in jedem wichtigen Museum, Grönland vielleicht ausgenommen. So ist es für Politiker sehr attraktiv, neben dem amerikanischen Superstar im Blitzlichtgewitter zu stehen. Repräsentative Kunst als teure Selbstbefriedigungmaschine?

Wenn die kulturellen Seilschaften aus Unvermögen schon eine Intendantin benötigen, dann könnte das sinnvoll Marie Zimmermann sein. Sie stammt von hier und ist in der heißen Phase vor und während dem Kulturhaupstadt-Jahr 2010 bereits Intendantin der RuhrTriennale. Das Zeug dazu hat sie. Oder sollte sie nicht prominent genug sein?