Mohammed als pinkelndes Kamel

Das dänische Fernsehen strahl ein Video aus, in dem betrunkene Jugendliche unter Anleitung der rechten Volkspartei DPP darum wetteifern, den Propheten zu verhöhnen

KOPENHAGEN rtr/taz ■ Das dänische Staatsfernsehen hat am Freitag ein Amateurvideo ausgestrahlt, das Mitglieder einer rechten Partei beim Zeichnen von Mohammed-Karikaturen zeigt. Der Film wurde von dem Künstler Martin Rosengaard Knudsen aufgenommen, der sich einige Monate lang als Mitglied der rechten Dänischen Volkspartei (DPP) ausgab, um das Verhalten der Jugendabteilung zu dokumentieren. Die Bilder zeigen eine Gruppe trinkender und singender junger Leute in einem Zeichenwettbewerb, bei dem es um darum ging, verhöhnende Karikaturen des Propheten zu anzufertigen.

In einer ersten Reaktion verurteilten muslimische Religionsführer die erneuten Karikaturen, riefen jedoch nicht zu Protesten auf. Im vergangenen Jahr hatte die Veröffentlichung von umstrittenen Mohammed-Karikaturen teils gewalttätige Proteste von Muslimen in aller Welt ausgelöst, bei denen in Afrika, Asien und im Nahen Osten mehr als 50 Menschen getötet wurden. Den meisten Anhängern des islamischen Glaubens gilt jegliche Darstellung des Propheten als Beleidigung.

Eines der von den rechten Parteimitgliedern gezeichneten Bilder zeigt den Propheten als pinkelndes und biersaufendes Kamel. Auf einem anderen Comic-Streifen war er offensichtlich von Bierflaschen umgeben dargestellt, auch eine Explosion war zu sehen. Die Gesichter der Parteimitglieder waren größtenteils unkenntlich gemacht worden. Der Zeichenwettbewerb soll Anfang August stattgefunden haben, berichteten dänische Medien. „Vor dem Hintergrund der früheren Probleme müssen wir vorsichtig sein“, sagte Ahmed Abu-Laban, der als Kopenhagener Imam im vergangenen Jahr auf einer Reise in Ägypten und im Libanon zu Protesten gegen die ersten Karikaturen aufgerufen hatte. „Dieses Mal ist die Situation anders. Natürlich sind die Zeichnungen bedauerlich“, sagte der Imam. Die Zeichnungen seien jedoch niemals zur Veröffentlichung vorgesehen gewesen, und die Haltung der DPP zu Muslimen sei natürlich allen bekannt.

Auch Mitglieder von Jugendabteilungen anderer Parteien verurteilten den Wettstreit. Zudem sprach sich ein hochrangiges Mitglied der DPP-Jugend gegen eine Wiederholung solcher Wettkämpfe aus, entschuldigte sich für die Vorfälle jedoch nicht ausdrücklich. „Das ist nicht meine Art von Humor, und es wäre nicht passiert, wenn ich da gewesen wäre. Es muss nicht wiederholt werden“, sagte Kenneth Kristensen dem staatlichen Fernsehen.

Die DPP erlangte im Jahr 2001 mit einem Wahlkampf Zulauf, der sich auf ein Gemisch von Forderungen aus höheren Bildungsausgaben, besserer Unterstützung für alte Bürger und starker Stimmungsmache gegen Zuwanderung stützte. Seit 2001 ist die DPP politischer Verbündeter der Mitte-rechts-Koalition von Ministerpräsident Anders Fogh Rasmussen. Bei der Wahl im vergangenen Jahr erhielt sie mehr als 13 Prozent der abgegebenen Stimmen.

Die Konferenz der islamischen Staaten, der 57 Mitglieder angehören, kündigte am Wochenende an, sie werde von der dänischen Regierung eine Erklärung für die Ausstrahlung des TV-Beitrages verlangen. Weitere Schritte wollte die Konferenz aber vorerst nicht unternehmen.

Scharf verurteilt wurde das Video von der Muslembrüderschaft in Ägypten. Die Organisation rief zu friedlichen Protesten und zum Boykott derjenigen Länder auf, die solche Veröffentlichungen zuließen.