OFF-KINO: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
Völlig zu Recht gehört Fritz Langs „M – Eine Stadt sucht einen Mörder“ zu den ganz großen Klassikern des deutschen Films. Das liegt zum einen an Peter Lorres brillanter Darstellung des von seinen inneren Dämonen getriebenen Kindermörders, vor allem aber auch an dem Maß an Überlegung, das Lang in das neue Medium Tonfilm investiert hatte. Als Regisseur kam er ja vom Stummfilm und wusste, wie man Geschichten in starken Bildern und mit Montage erzählt – dem fügte er nun den Ton nicht als Gimmick, sondern als eigenständiges dramaturgisches Element hinzu. So ist die Erregung des Mörders immer dann besonders stark zu spüren, wenn er „In der Halle des Bergkönigs“ aus Edvard Griegs Peer-Gynt-Suite pfeift. In einer anderen Sequenz zeigt Lang zwei Versammlungen in einer Parallelmontage: Sowohl die Polizisten als auch die Gangster, die den Mörder fangen wollen, sitzen in verräucherten Räumen herum, schmieden Pläne – und dabei scheint es, als würden die einen die Dialoge der anderen immer weiterführen. Im Eiszeit wird der Film in der restaurierten Fassung zu sehen sein, dazu gibt es eine Einführung von Tammo Staginnus und ein „typisches“ Berliner Büffet. Kinobetreiberin Suzan Beermann hat allerdings versprochen, es gäbe keine Currywurst. (30. 10. Eiszeit)
Männliches Interesse am Synchronschwimmen wird in der Regel mit Homosexualität assoziiert, was letztlich wohl mit der Liebe der Gay-Community zu den als Camp verstandenen Aqua-Musicals der 1940er Jahre zu tun hat. Dabei, so erfährt man in der Komödie „Männer im Wasser“, war das Synchronschwimmen ursprünglich eine reine Männersportart, als Ende des 19. Jahrhunderts erstmals Wettkämpfe in dieser Disziplin ausgetragen wurden. In dem Film von Mans Herngren haben der arbeitslose Journalist Fredrik und seine Kumpels ganz andere Gründe, mit dem Synchronschwimmen anzufangen: Dass die Altherren-Hockeyspieler gerade aus ihrer Sporthalle vertrieben worden sind, steht nur symptomatisch für die Midlife-Krise, die den Vierzigjährigen mächtig zuwinkt. Ein neues Ziel muss her, und so werden sie zur ersten männlichen Synchronschwimmgruppe Schwedens und wollen an einer (fiktiven) WM in Berlin teilnehmen. Bis es so weit ist, werden einige Männlichkeitsklischees ad absurdum geführt. Ein charmanter Film über die Gewinnung von Respekt und Selbstrespekt. (28. 10.–3. 11. Acud; 29. 10.–3. 11. Babylon Mitte)
Wie der Ansturm auf die Ausstellung im Deutschen Historischen Museum zeigt, macht der Führer ja gerade wieder mächtig Karriere. Wie selbige im Film aussah, verdeutlicht die begleitende Filmreihe im Zeughauskino: fälschlicherweise auf das erklärende Wort zum Propagandamaterial vertrauend wie bei „Hitler – Eine Karriere“ von Joachim Fest oder – der bessere Versuch – gleich gänzlich grotesk, absurd und lustig wie in Schlingensiefs „100 Jahre Adolf Hitler – Die letzte Stunde im Führerbunker“ mit dem großen Udo Kier als Adolf, was am Freitag in einem Doppelprogramm zu sehen ist. (29. 10. Zeughauskino) LARS PENNING
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen