WestLB gerät unter Zeitdruck

LANDESBANKEN Nordrhein-Westfalens Landesbank stoppt den Verkauf ihrer Immobilientochter

BOCHUM taz | Die angeschlagene nordrhein-westfälische Landesbank WestLB bettelt beim Verkauf ihrer Immobilientochter Westimmo um Zeit. Das Bundesfinanzministerium erklärte, die Bundesregierung wolle „die Belastungen der WestLB so gering wie möglich halten“ und prüfe einen Antrag der Düsseldorfer Bank, der formell über Berlin an die EU-Kommission gestellt werden muss. Selbstverständlich werde aber das Beihilferecht beachtet, betonte eine Sprecherin.

Die Brüsseler Wettbewerbshüter hatten milliardenschweren Staatsbürgschaften für die WestLB nur unter der Bedingung zugestimmt, dass die Bank Beteiligungen wie die Immobiliensparte verkauft. Bei der Westimmo läuft die Frist dafür Ende Dezember ab. Trotzdem hatte WestLB-Chef Dietrich Voigtländer den Verkauf am Dienstagabend gestoppt: Die letzten Interessenten, die Aareal Bank und der Finanzinvestor Apollo, boten nur einen Bruchteil des von Voigtländer geforderten Buchwerts von 500 bis 700 Millionen Euro. Ein Verkauf sei „nicht vertretbar“, erklärte die WestLB. „Wir konnten nicht anders entscheiden“, sagt Bankchef Voigtländer.

Der von der EU-Kommission aufgebaute Zeitdruck führe zu unverhältnismäßiger Spekulation, heißt es in Düsseldorf. Ohne Fristverlängerung müsse die WestLB ihre Tochter „um jeden Preis verkaufen“, heißt es aus Finanzkreisen. „Die Investoren wissen, dass die WestLB verkaufen muss, und bieten nur einen Bruchteil des Marktwerts.“

Verschärft wird die Marktverzerrung durch die schwierige Situation vieler weiterer Landesbanken, aber auch teilverstaatlichter Institute wie der Commerzbank. So hat die WestLB in den vergangenen Wochen bereits ihre französische Tochter Banque d’Orsay und die Luxemburger WestLB International verkauft. Auch die Immobilientochter der Commerzbank dürfte mittelfristig verkauft werden. Vor der „drohenden Verschleuderung öffentlichen Eigentums“ warnen bereits Politiker wie der CDU-Finanzexperte Christian Weisbrich. Der Zeitdruck aus Brüssel müsse deshalb ein Ende haben: „Wenige Monate werden nicht helfen“, sagt ein Banker mit Blick auf die Westimmo.

Der könnte Anfang kommenden Jahres sogar die Zerschlagung drohen. „Bleibt die EU-Kommission wie erwartet hart, darf ab Januar kein Neugeschäft mehr getätigt werden“, analysiert ein Finanzexperte. „Eine Abwicklung käme die WestLB dann günstiger.“ ANDREAS WYPUTTA