Der Nationalsozialist

Arbeitermütze und Mantel: Das ist ein Outfit, das Thomas Wulff bei Aktionen im Winter gerne trägt. Im Sommer wird die Mütze bei Aufmärschen und Mahnwachen gelegentlich auch getragen. Damit will er ein Markenzeichen setzen: Proletarisch, aber nationalsozialistisch. Mit seinen Spitznamen „Steiner“, angelehnt an dem Waffen-SS-General Felix Steiner, will Wulff seine „Marke“ wohl verdichten.

Doch am Wochenende hat der NPD-Vorstand sich über die Gesinnung des Hamburger NPD-Chefs geärgert. Richtig geärgert. In der zweiten März-Woche hatte sich der 50-jährige Familienvater noch zum Vorsitzenden in Hamburg küren lassen. Nicht ohne zu beteuern, dass er ein Nationalsozialist sei. Der Parteibasis gefiel das, der Parteiführung nicht. Denn im Vorfeld eines möglichen Verbotsverfahrens sind solche Bekenntnisse unerwünscht. Vor zehn Jahren war die Partei dankbar, dass einer wie Wulff – mit langer rechtsextremer Vita, einschlägigen Positionen – sich ihnen zuwandte. Das Freie Kameradschaftsspektrum, das er Mitte der 90er-Jahre mit aufbaute, verstand: Die Zeit der Zusammenarbeit mit der NPD war angebrochen. Kaum ein anderer Kader hatte diesen Einfluss.

Ein Entscheidung, die ihn von seinem langen Mitstreiter Christian Worch zwischenzeitig entfremdete. Beide stritten aber auch, wer das Kameradschaftskonzept erfunden hätte. Nach dem Verbot der Nationalen Liste, die sie beide anführten, kamen sie Mitte der 90er-Jahre auf das Kameradschaftsmodel.

Besonders geprägt hat Wulff aber einer: Jürgen Rieger, der 2009 verstorbene Szeneanwalt und NPD-Bundesvize. Bereits als Jugendlicher schraubte Wulff an Riegers Wehrmachtsfahrzeugen, gilt als sein Ziehsohn. In der NPD, aus dessen Bundesvorstand Wulff 2011 austrat, opportunierte er gegen „die Feinde“ von Rieger, die Rieger und ihn wegen ihres „Hitlerismus“ für schwierig hielten. Durch die Amtsenthebung ist Wulffs Ansehen wohl nicht gesunken. Mit der Arbeitermütze wird er wohl weiterhin bei Aktionen die Kommandos geben.  AS